Autor: stg0

  • Modul 11 – Lenins Imperialismustheorie

    Modul 11 – Lenins Imperialismustheorie

    Modul 11 – Lenins Imperialismustheorie

    Der Weltkrieg und der Verrat der Führung der Arbeiterbewegung warfen die Frage nach den Ursachen und der Analyse des Kapitalismus mit Wucht auf. In die bereits entstandene Imperialismusdiskussion schaltete sich Lenin mit einer sowohl theoretischen als auch agitatorischen Schrift ein, die bis heute wichtiger Bezugspunkt und zugleich umstritten ist. Das Modul behandelt, in welcher Debatte die Schrift entstand, welche anderen Analysen es gab und was die wichtigsten Inhalte sind. Wir reißen an, welche Diskussionen auf Lenins Schrift folgten.

    März 2025

    01.03.2026 – 29.03.2026

    Vorlesung: 01.03.2026

    Modulbeschreibung

    Zu Beginn des 20. Jahrhunderts trat der Kapitalismus in eine neue Entwicklungsphase ein: den Imperialismus. Gekennzeichnet durch die Monopolisierung der Wirtschaft, die Verschmelzung von Bank- und Industriekapital zum Finanzkapital sowie die Neuaufteilung der Welt unter den Großmächten, führte diese Epoche zu verschärften internationalen Rivalitäten und schließlich zum Ersten Weltkrieg. Für die Arbeiterbewegung stellte sich die zentrale Frage: Wie auf diesen Krieg reagieren – im Sinne der „Vaterlandsverteidigung“ oder mit dem Ziel, ihn in eine Revolution zu verwandeln?

    In dieser Situation verfasste Lenin 1916 Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus (veröffentlicht 1917). Er knüpfte an Hinweise von Marx und Engels auf die zunehmende Konzentration des Kapitals sowie an zeitgenössische Arbeiten von Hobson, Hilferding und Luxemburg an. Gleichzeitig setzte er sich mit den Auffassungen anderer Strömungen auseinander – von Kautskys „Ultraimperialismus“ bis zu Hilferdings Vorstellung eines „Generalkartells“.

    Lenin beschrieb den Imperialismus nicht als Abweichung, sondern als notwendiges Stadium des Kapitalismus – und als „Vorabend der sozialen Revolution des Proletariats“. Er verband diese Analyse mit einer neuen strategischen Überlegung: Der Sozialismus könne zunächst in einem einzelnen kapitalistischen Land siegen, ohne auf einen gleichzeitigen Umsturz in allen Ländern angewiesen zu sein.

    Das Modul ordnet Lenins Schrift in den historischen Kontext des Ersten Weltkriegs und der Spaltung der internationalen Arbeiterbewegung ein. Es stellt die theoretischen Vorarbeiten und Debatten um den Imperialismus-Begriff vor und beleuchtet, wie Lenins Analyse zeitgenössisch in Russland, Deutschland und international aufgenommen wurde.

    Vorlesung

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    Vorlesung: 04.03.2026

    Literatur

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    Zur Einordnung unserer Quellen empfehlen wir, den Hintergrundtext „Zur Literatur des Studiengangs“ zu lesen.

  • Modul 10 – Weltkrieg und Verrat

    Modul 10 – Weltkrieg und Verrat

    Modul 10 – Weltkrieg und Verrat

    Die Entstehung des Imperialismus musste zwangsläufig zu einem großen Krieg führen, in dem die rivalisierenden Mächte kämpfen. 1914 stellt einen Wendepunkt sowohl für die Herrschenden als auch für die Arbeiterbewegung dar. Verrat der Sozialdemokratie, Massenabschlachten. Auf Krieg und Elend folgen Revolution und das Verschwinden ganzer Staaten. In diesem Modul geht es zunächst darum, warum der Krieg von einer starken Arbeiterbewegung nicht verhindert werden konnte und wie es zum Zusammenbruch der II. Internationale kam. Die Veränderungen der deutschen Sozialdemokratie stehen im Zentrum, auch als Vorbereitung für die KPD-Gründung, die in einem späteren Modul behandelt wird.

    Februar 2026

    01.02.2026 – 01.03.2026

    Vorlesung: 01.02.2026

    Modulbeschreibung

    Im Jahr 1914 erreichten die imperialistischen Spannungen in Europa ihren Höhepunkt. Deutschland drängte mit seinem industriellen Aufstieg und seiner Flottenpolitik auf eine Neuaufteilung der Welt. Koloniale Konflikte, Rivalitäten um Handelswege und Einflusssphären verschärften die Konkurrenz mit England, Frankreich und Russland. Die imperialistischen Staaten bereiteten sich auf einen offenen Krieg gegeneinander vor.

    In dieser Zuspitzung stand auch die Arbeiterbewegung unter Druck. Die deutsche Sozialdemokratie, einst stärkste Kraft der II. Internationale, hatte sich in den Jahren zuvor schrittweise den Interessen des deutschen Kapitals angenähert. Reformorientierte und opportunistische Strömungen gewannen die Oberhand über revolutionäre Positionen. Der Bruch kam im August 1914: Die SPD-Fraktion stimmte den Kriegskrediten zu und stellte sich damit hinter den Kurs des Imperialismus. Das Versprechen proletarischen Internationalismus’ wurde aufgegeben – der Krieg erhielt politische und moralische Rückendeckung.

    Das Modul untersucht diesen Wendepunkt aus der Perspektive der Arbeiterklasse und der Kommunisten. Es fragt, warum es nicht gelang, den Krieg zu verhindern, und welche Folgen der Zusammenbruch der II. Internationale für die Bewegung hatte. Im Mittelpunkt stehen die Veränderungen in der deutschen Sozialdemokratie, die wachsende Spaltung zwischen revolutionären und opportunistischen Strömungen sowie die Entwicklungen während des Krieges selbst: die Verschärfung der Ausbeutung, staatliche Repression und der Widerstand gegen den Krieg.

    Vorlesung

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    Vorlesung: 01.02.2026

    Literatur

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    Zur Einordnung unserer Quellen empfehlen wir, den Hintergrundtext „Zur Literatur des Studiengangs“ zu lesen.

  • Modul 9 – Parteifrage

    Modul 9 – Parteifrage

    Modul 9 – Parteifrage

    Die Entwicklung des Kapitalismus zum Imperialismus führten zu einer Verschärfung des Klassenkampfs und damit auch zu neuen Bedingungen und Herausforderungen für die Arbeiterparteien. Das russische Proletariat in seinem Kampf gegen den extrem repressiven Zarismus war zu einer tiefen Befassung mit der Parteifrage gezwungen. Lenins Werk „Was tun?“ ist ein Meilenstein für die Bildung neuer Kampforganisationen. Und zugleich eine wichtige Auseinandersetzung mit anderen Auffassungen und deren Wirkungen. Das Modul behandelt sowohl das Werk als auch die damalige Debatte.

    Januar 2026

    04.01.2026 – 31.01.2026

    Vorlesung: 04.01.2026

    Modulbeschreibung

    Zu Beginn des 20. Jahrhunderts befand sich die russische Arbeiterbewegung noch im Aufbau. Die Industrialisierung hatte in den 1890er Jahren eine neue Arbeiterschaft hervorgebracht, doch Zarismus, Zensur und Polizeiwillkür setzten jeder offenen politischen Betätigung enge Grenzen. Marxistische Zirkel und illegale Publikationen versuchten unter diesen Bedingungen, Klassenbewusstsein zu fördern und Widerstand zu organisieren.

    Innerhalb der russischen Sozialdemokratie entbrannte eine Grundsatzdebatte: Reicht die spontane Dynamik von Streiks und ökonomischen Kämpfen aus, um zur Revolution zu führen? Oder braucht es eine bewusste, straff organisierte politische Führung? Die Vertreter des „Ökonomismus“ setzten vor allem auf betriebliche Verbesserungen und betrachteten politische Agitation als nachrangig.

    Lenin widersprach entschieden. In seiner 1902 erschienenen Schrift Was tun? argumentierte er, dass spontane Kämpfe nur ein gewerkschaftliches, „trade-unionistisches“ Bewusstsein hervorbringen könnten. Revolutionäres Klassenbewusstsein entstehe nur durch die bewusste Vermittlung sozialistischer Theorie – getragen von einer disziplinierten, konspirativ arbeitenden Kaderpartei. Diese Organisation müsse in der Lage sein, den Kampf über das Ökonomische hinaus auf die politische Ebene zu heben: gegen den Zarismus, gegen die kapitalistische Ausbeutung, für die sozialistische Revolution.

    Das Modul untersucht die Entstehung und die Kernaussagen von Was tun?, ordnet sie in die Debatten der russischen Sozialdemokratie ein und beleuchtet ihre internationale Wirkung. Auch die Reaktionen in Deutschland – von Zustimmung bis scharfer Kritik – zeigen, dass die Organisationsfrage zu den zentralen Streitpunkten der sozialistischen Bewegung dieser Zeit gehörte.

    Vorlesung

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    Vorlesung: 04.01.2026

    Literatur

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  • Modul 8 – Der Opportunismus wird zur Kraft

    Modul 8 – Der Opportunismus wird zur Kraft

    Modul 8 – Der Opportunismus wird zur Kraft

    Bismarck konnte die Arbeiterbewegung nicht besiegen, sie wurde zu einem dauerhaften politischen Faktor. Mit der Entstehung der imperialistischen Phase sollten zumindest Teile der Arbeiterklasse zur Unterstützung der Staatspolitik gewonnen werden, für diese gibt es Verbesserungen. Der Opportunismus entsteht als Kraft und führt zu zentralen Auseinandersetzungen, deren Inhalte und Ursprünge wir verstehen wollen. Im Zentrum stehen neben den Entwicklungen der deutschen Arbeiterbewegung, die der russischen, die spätestens mit der Revolution von 1905 ins Zentrum der internationalen Arbeiterbewegung rückt.

    November 2025

    16.11.2025 – 13.12.2025

    Vorlesung: 16.11.2025

    Modulbeschreibung

    Die Zeit von 1895 bis 1913 war für die deutsche und internationale Arbeiterbewegung eine Phase tiefgreifender Veränderungen. Im Deutschen Reich setzte sich die kapitalistische Produktionsweise endgültig durch. Gleichzeitig trat der Kapitalismus weltweit in eine neue Entwicklungsstufe ein: den Imperialismus. Diese Phase brachte nicht nur verschärfte Formen des Klassenkampfes mit sich, sondern auch neue Erscheinungen des Opportunismus. Während die kleinbürgerlichen Strömungen des utopischen Sozialismus überwunden waren, führten die steigenden Profite aus Monopolen und Kolonien zu einer Integration von Teilen der Arbeiterklasse in die politischen Interessen des Monopolkapitals.

    Das Deutsche Reich verfolgte in dieser Zeit offen den Anspruch auf einen „Platz an der Sonne“. Koloniale Expansion, der Aufbau einer Kriegsflotte und die Militarisierung der Gesellschaft waren Ausdruck eines Großmachtstrebens, das auf einen künftigen Krieg vorbereitete – wirtschaftlich, militärisch, politisch und ideologisch.

    Parallel dazu blieb Russland ein überwiegend feudaler Staat. Die kapitalistische Entwicklung erfasste nur wenige Industriezentren, in denen sich jedoch rasch eine kampfstarke Arbeiterbewegung herausbildete. Diese wurde zwar massiv bekämpft, übte aber spürbaren Einfluss auf die deutsche und internationale Bewegung aus.

    Das Modul widmet sich besonders der wachsenden Kluft zwischen revolutionären und opportunistischen Strömungen innerhalb der deutschen Sozialdemokratie. Es untersucht, wie Reformpolitik, soziale Zugeständnisse und internationale Entwicklungen das Selbstverständnis der Arbeiterbewegung prägten – und wie sich diese unter den Bedingungen des Imperialismus auf die kommenden Auseinandersetzungen vorbereitete.

    Vorlesung

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    Vorlesung: 16.11.2025

    Literatur

    Hier veröffentlichen wir in Kürze die zu lesende Literatur für die einzelnen Wochen dieses Modul.

    Zur Einordnung unserer Quellen empfehlen wir, den Hintergrundtext „Zur Literatur des Studiengangs“ zu lesen.

  • Modul 7 – Kampf in Bismarcks Reich

    Modul 7 – Kampf in Bismarcks Reich

    Modul 7 – Kampf in Bismarcks Reich

    Die Gründung des einheitlichen Nationalstaats 1871 führt zur Stärkung des Kapitalismus, aber auch zu einer starken Arbeiterbewegung mit Massenparteien und Gewerkschaften. Bismarck bekämpft die revolutionären Arbeiter mit Zuckerbrot und Peitsche – Repression und Zugeständnisse. Die Organisationen der Arbeiter sammeln wichtige Erfahrungen im Klassenkampf, die wir studieren wollen. Zugleich ist es eine intensive Phase des ideologischen Klassenkampfs, in der viele wichtige Schriften von Marx und Engels erstellt werden, die wir einordnen und zum Teil behandeln. Die Phase endet vor der Entwicklung des Kapitalismus zum Imperialismus.

    Oktober 2025

    19.10.2025 – 15.11.2025

    Vorlesung: 19.10.2025

    Modulbeschreibung

    Nach dem Sieg im Deutsch-Französischen Krieg 1870 – 1871 entwickelte sich das Deutsche Reich zu einer führenden Wirtschaftsmacht in Europa. Die Überwindung der deutschen Zersplitterung und die Kriegsgewinne führten zu einem wirtschaftliche Aufschwung in Deutschland. Für Deutschland beginnt eine Phase der nachholenden kapitalistischen Entwicklung. Während sich unter anderem England und Frankreich bereits einen umfassenden Kolonialbesitz aneigneten, ist der deutsche Anteil an Kolonien noch sehr gering. Mit der Jagd nach Kolonien will das Deutsche Reich schließlich auch zu einer globalen Macht aufsteigen. Jedoch vertiefen sich auch bestehende und neue Widersprüche in dieser Periode: Die Arbeiterklasse wuchs, doch ihre Lebensbedingungen blieben prekär.

    Im Jahr 1875 vereinigten sich in Gotha der Eisenacher Flügel und der Lassalleaner Flügel der deutschen Sozialdemokratie zur Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands. Marx und Engels kritisierten das Gothaer Programm scharf, da sie in ihm eine Abkehr von klassenkämpferischen Grundsätzen sahen. Ihre „Kritik des Gothaer Programms“ wurde zu einem zentralen Text über die Strategie der Arbeiterbewegung und dessen Begründung.

    In den 1870er und 1880er Jahren setzten sich Marx und Engels intensiv mit den veränderten ökonomischen Bedingungen auseinander. Engels‘ Werke wie Anti-Dühring und Die Entwicklung des Sozialismus von der Utopie zur Wissenschaft griffen sowohl innerlinke Gegner wie Dühring an als auch die theoretische Grundlegung des Marxismus als wissenschaftliche Weltanschauung. Dabei wurde der Übergang vom Konkurrenz – zum Monopolkapitalismus zunehmend spürbar – mit neuen Herausforderungen wie Weltwirtschaftskrisen, Kolonialismus und verschärftem Klassenantagonismus.

    Trotz der Illegalisierung durch Bismarcks Sozialistengesetze (1878–1890) wuchs die Sozialdemokratie zur Massenpartei. Repression und soziale Reformen („Zuckerbrot und Peitsche“) erzeugten Spannungen zwischen revolutionärem Anspruch und politischer Anpassung, wodurch die Auseinandersetzung mit opportunistischen Positionen zunahmen. Mit der Gründung der II. Internationale 1889 verlagerte sich das Zentrum der internationalen Arbeiterbewegung schließlich nach Deutschland. Der Marxismus konnte so zur führenden Ideologie in der deutschen Arbeiterbewegung werden.

    Vorlesung

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    Vorlesung: 19.10.2025

    Literatur

    Grundkurs

    • Autorenkollektiv: Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung, Band 1, S.315-343. (29 Seiten).
    • Engels, Friedrich: An Friedrich Sorge 12-17.September. In: MEW 33. S.641-645. (4 Seiten)

    Erweiterungskurs

    • Ludwig Feuerbach und der Ausgang der klassischen deutschen Philosophie. Vorbemerkung, S.263-264-Teil IV (S.291-306). (18 Seiten)

    Grundkurs

    • Autorenkollektiv: Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung, Band 1, S.341-394. (51 Seiten)

    Erweiterungskurs

    • Marx Engels Werke, Bd. 20: Vorwort des Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED. S.I-XV. (15 Seiten)
    • Anti-Dühring, Kapitel 3, Abschnitt 1: „Sozialismus-Geschichtliches“. S.239-248. (9 Seiten)

    Grundkurs

    • Autorenkollektiv: Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung, Band 1, Dietz Verlag, Berlin, 1966. S. 394 –433. (39 Seiten)

    Erweiterungskurs

    • Aus der Rede Georg von Vollmars in der öffentlichen Parteiversammlung im Eldorado zu München vom 1. Juni 1891. (3 Seiten)
    • Aus den Reden August Bebels, Wilhelm Liebknechts und Paul Singers auf dem Parteitag der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands in Erfurt vom 14. bis 20. Oktober 1891. (6 Seiten)
    • Resolution zur Taktik der Partei, angenommen auf dem Parteitag derSozialdemokratischen Partei Deutschlands in Erfurt vom 14. bis 20. Oktober 1891. (2 Seiten)
    • Friedrich Engels: Zur Kritik des sozialdemokratischen Programmentwurfs 1891. In Marx/Engels: Werke, Bd. 22, S.225-240. (16 Seiten)

    Grundkurs

    • Autorenkollektiv: Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung, Band, Dietz Verlag, Berlin, 1966. S. 433 –482. (49 Seiten)

    Erweiterungskurs

    • Aus einem Artikel Eduard Bernstein: „Probleme des Sozialismus. Eigenes und Übersetztes“ vom Oktober 1896. (2 Seiten)
    • Aus einem Artikel Eduard Bernsteins „Der Kampf der Sozialdemokratie und die Revolution der Gesellschaft“ vom Januar 1898. (1 Seite)
    • Aus der Artikelserie Rosa Luxemburgs „Sozialreform oder Revolution“, erschienen vom 21. bis 28. September 1898 (3 Seiten)
    • Aus dem Brief August Bebels an Eduard Bernstein vom 16.Oktober 1898. (2 Seiten)

    Zur Einordnung unserer Quellen empfehlen wir, den Hintergrundtext „Zur Literatur des Studiengangs“ zu lesen.

  • Modul 6 – Die Pariser Kommune

    Modul 6 – Die Pariser Kommune

    Modul 6 – Die Pariser Kommune

    Die Pariser Kommune von 1871 ist ein Schlüsselereignis der Arbeiterbewegung. Mit großen Schritten gingen die Arbeiter an die Errichtung ihrer eigenen Macht und schufen wichtige Erfahrungen für die weltweite Bewegung. Die „Himmelsstürmer“ von Paris, wie Marx die Kommunarden nannte, mussten auch Fehler machen, aus denen zu lernen genauso wichtig wurde. Das Modul behandelt die Ereignisse und die wichtigsten Lehren sowie die späteren Auseinandersetzungen mit der Kommune, darunter in Lenins „Staat und Revolution“ und die rätekommunistische Instrumentalisierung der „Kommune“ als Gegenbeispiel zur „Sowjetdiktatur“.

    September 2025

    21.09.2025 – 18.10.2025

    Vorlesung: 21.09.2025

    Modulbeschreibung

    Im Zuge der deutschen Einigungskriege gegen Dänemark und Österreich mündete der Deutsch-Französische Krieg 1870–71 in die Gründung des Deutschen Reiches unter preußischer Vorherrschaft. Aus einem zunächst defensiv geführten Krieg entwickelte sich mit der Annexion französischer Gebiete ein Eroberungsfeldzug. Während das Zweite Kaiserreich unter Napoleon III. kollabierte, ließ sich Wilhelm I. in Versailles zum Deutschen Kaiser krönen.

    Inmitten dieses politischen Umbruchs entstand die Pariser Kommune – die erste erfolgreiche proletarische Revolution. 72 Tage lang übernahm sie die Kontrolle über Paris, organisierte die Verteidigung der Stadt und setzte weitreichende soziale Reformen um. Doch dem militärischen Angriff der französischen Armee, unterstützt durch deutsche Einheiten, konnte sie letztlich nicht standhalten.

    Trotz ihres gewaltsamen Endes markierte die Pariser Kommune den Auftakt eines neuen Zeitalters: Das Zeitalter der sozialen Revolutionen. Für die Arbeiter- und kommunistische Bewegung wurde sie zu einer Quelle unschätzbarer Erfahrungen. Marx und Engels analysierten sie eingehend und entwickelten daraus zentrale Positionen des wissenschaftlichen Kommunismus – insbesondere zur Rolle des Staates, zur Form der Revolution und zur Bedeutung der Partei.

    Die Kommune wirkt bis heute nach: Sie prägt sowohl das Verständnis historischer Kämpfe als auch aktuelle Debatten über den Sozialismus. Antisowjetische Strömungen sehen in der Pariser Kommune vor allem einen Ausdruck der Spontanität der Massen und dadurch als ein Gegenmodell der russischen Oktoberrevolution und der Sowjetunion.

    Vorlesung

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    Vorlesung: 21.09.2025

    Literatur

    Grundkurs (32 Seiten): 

    • Autorenkollektiv: Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung, Band 1, Die internationalistische und patriotische Haltung der Vorhut der deutschen Arbeiterklasse während des Deutsch-Französischen Kriegs. Dietz Verlag, Berlin, 1966. S. 290 – 301 
    • Autorenkollektiv: Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung, Band 1, Charakter, Bedeutung und Lehren der Pariser Kommune. Die Verlagerung des Schwerpunktes der internationalen Arbeiterbewegung nach Deutschland. Dietz Verlag, Berlin, 1966. S. 305 – 315 
    • Karl Marx: Erste Adresse des Generalrats über den Deutsch-Französischen Krieg. 1870, In: In: Marx Engels Werke, Band 17, Dietz Verlag, Berlin, 1976. S. 3 – 8 
    • Karl Marx: Zweite Adresse des Generalrats über den Deutsch-Französischen Krieg. 1870, In: In: Marx Engels Werke, Band 17, Dietz Verlag, Berlin, 1976. S. 271 – 279 

    Textzusatz Erweiterungskurs (25 Seiten): 

    • Friedrich Engels: Die militärische Lage in Frankreich. 1871, In: Marx Engels Werke, Band 17, Dietz Verlag, Berlin, 1976. S. 257 – 260 
    • Prosper Lissagaray: Geschichte der Commune von 1871. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main, 1971. S. 122-127 (Kapitel Die Proclamirung der Commune
    • Prosper Lissagaray: Geschichte der Commune von 1871. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main, 1971. S. 148-160 (Kapitel Zusammensetzung des Raths der Commune
    • Florian Grams: Die Pariser Kommune. PapyRossa Verlag, Köln, 2021. S. 57-62 (Kapitel Die Frauen in der Pariser Kommune

    Grundkurs (45 Seiten): 

    • Friedrich Engels: Einleitung [zu Karl Marx‘ „Bügerkrieg in Frankreich“ (Ausgabe 1891)]. 1891, In: Marx Engels Werke, Band 17, Dietz Verlag, Berlin, 1976. S. 615 – 625 
    • Karl Marx: Der Bürgerkrieg in Frankreich. Adresse des Generalrats der Internationalen Arbeiterassoziation. In: Marx Engels Werke, Band 17, Dietz Verlag, Berlin, 1976. S. 319 
    • Karl Marx: Der Bürgerkrieg in Frankreich. Adresse des Generalrats der Internationalen Arbeiterassoziation. In: Marx Engels Werke, Band 17, Dietz Verlag, Berlin, 1976. S. 328 – 362 (Kapitel II – Ende) 

    Textzusatz Erweiterungskurs (14 Seiten): 

    • Karl Marx: Der Bürgerkrieg in Frankreich. Adresse des Generalrats der Internationalen Arbeiterassoziation. In: Marx Engels Werke, Band 17, Dietz Verlag, Berlin, 1976. S. 319 – 328 (Kapitel I

    Grundkurs (32 Seiten): 

    • Wladimir Iljitsch Lenin: Staat und Revolution. In: Lenin Werke, Band 25, Dietz Verlag, Berlin, 1974. S. 413 – 425 (Kapitel Die Erfahrungen der Jahre 1848 – 1851
    • Wladimir Iljitsch Lenin: Staat und Revolution. In: Lenin Werke, Band 25, Dietz Verlag, Berlin, 1974. S. 426 – 445 (Kapitel Die Erfahrungen der Pariser Kommune vom Jahre 1871. Die Analyse von Marx

    Textzusatz Erweiterungskurs (16 Seiten): 

    • Wladimir Iljitsch Lenin: Staat und Revolution. In: Lenin Werke, Band 25, Dietz Verlag, Berlin, 1974. S. 446 – 462 (Kapitel Ergänzende Erläuterungen von Engels

    In der vierten Woche befassen wir uns mit den vielfältigen Rezeptionen der Pariser Kommune, um zu verstehen, wie unterschiedliche politische Strömungen die Ereignisse bewerten und ihr Lehren ziehen. Ziel ist es, die marxistisch-leninistische Analyse mit anarchistischen, sozialdemokratischen und modernen postmarxistischen Lesarten zu vergleichen, ihre jeweiligen Argumente zu rekonstruieren und kritisch gegeneinander abzuwägen. Dabei geht es nicht nur um die historische Kontroverse, sondern auch um die Frage, wie revolutionäre Erfahrungen bis heute ideologisch vereinnahmt oder entschärft werden. 

    Die Texte von Michail Bakunin repräsentieren die anarchistische Kritik, die in der Kommune vor allem ein Experiment direkter Selbstverwaltung sah und den Staat als revolutionäres Werkzeug ablehnte. Karl Kautsky hingegen deutet die Lehren der Kommune im Sinne eines reformistischen Parlamentarismus um, während Leo Trotzki sie im Rückgriff auf die Oktoberrevolution als Beleg für die Notwendigkeit revolutionärer Führung und Zentralisierung interpretiert. Karl-Heinz Röders Beitrag verdeutlicht schließlich, wie die bürgerliche Ideologie versucht, Engels’ Theorie für eine „soziale Demokratie“ umzudeuten. Ergänzend diskutieren wir mit Hardt und Negri ein modernes Beispiel postmarxistischer Vereinnahmung, in dem die Kommune zur Chiffre für eine „Multitude“-Politik transformiert wird. 

    Einigt euch im Lesezirkel auf einen gemeinsamen Text aus der Auswahl, den alle lesen. Wählt darüber hinaus individuell mindestens einen weiteren Text (im Erweiterungskurs mehrere oder alle). Bringt eure Texte anschließend in die Runde ein: Stellt sie euch gegenseitig anhand der Leitfragen vor, hebt zentrale Punkte hervor und diskutiert Unterschiede. Verknüpft eure Erkenntnisse schließlich mit den Debatten der letzten Wochen – prüft, welche Argumente bestätigt, erweitert oder auch infrage gestellt werden. 

    Unser Ziel in dieser Woche ist es, die politischen Kämpfe um das Erbe der Kommune nachzuvollziehen, die ideologischen Linien zwischen Revolution und Reform deutlich zu machen und ihre Aktualität für heutige Debatten kritisch zu prüfen. 

    Grundkurs/Erweiterungskurs: 

    • Michail Bakunin: Die Pariser Kommune und die Idee des Staates. In: Wohlstand für Alle, 2. Jahrgang, Nr. 6, 1909. https://www.anarchismus.at/anarchistische-klassiker/michail-bakunin/6717-bakunin-die-pariser-kommune-und-die-idee-des-staates (zuletzt aufgerufen am 01.09.2025), S. 1 – 18 
    • Leo Trotzki: Terrorismus und Kommunismus (Anti-Kautsky). hrsg. vom Westeuropäischen Sekretariat der Kommunistischen Internationale, 1920. In: Max Stirner Archiv, Leipzig, 2023. http://www.max-stirner-archiv-leipzig.de/dokumente/TrotzkiAnti-Kautsky.pdf (zuletzt aufgerufen am 06.09.2025), S. 35 – 46 (Kapitel Die Kommune von Paris und Sowjetrussland
    • Karl Kautsky: Von der Demokratie zur Staatssklaverei, Verlagsgenossenschaft Freiheit, Berlin, 1921. https://www.marxists.org/deutsch/archiv/kautsky/1921/sklaverei/4-diktatur.htm (zuletzt aufgerufen am 06.09.2025), S. 1 – 39 (Kapitel Die Diktatur
    • Karl-Heinz Röder: Die Formel von der ‚sozialen Demokratie‘. Verlag Marxistische Blätter GmbH, Frankfurt am Main. hrsg. Manfred Buhr, In: Zur Kritik der bürgerlichen Ideologie. Nr. 58, 1975. S. 64 – 79 (Kapitel 3. Wie Friedrich Engels in einen Wegbereiter der ‚sozialen Demokratie‘ verwandelt werden soll
    • Julius Gavroche: The Paris Commune (An interview with Antonio Negri by Niccolò Cuppini). https://autonomies.org/2021/04/the-paris-commune-antonio-negri/ (zuletzt aufgerufen am 06.09.2025), S. 1 – 12 

    Zur Einordnung unserer Quellen empfehlen wir, den Hintergrundtext „Zur Literatur des Studiengangs“ zu lesen.

  • Die Frankfurter Frage und der Maschinen-Mehrwert

    Die Frankfurter Frage und der Maschinen-Mehrwert

    Die Frankfurter Frage und der Maschinen-Mehrwert

    Ist nicht doch irgendwo Substanz, ein nachdenkenswerter Ansatz oder ein Körnchen Wahrheit in der „neuen Marxlektüre“ zu finden? Man nehme das Beispiel von der Methusalem-Maschine, die vom Kapitalisten nach Ablauf der erwarteten Lebenszeit längst „abgeschrieben“ ist, aber nicht abtreten will. Schafft da nicht vielleicht doch das konstante Kapital den Mehrwert?

    Ein Beitrag von:

    D

    Ist nicht doch irgendwo Substanz, ein nachdenkenswerter Ansatz oder ein Körnchen Wahrheit in der „neuen Marxlektüre“ zu finden?  So wurde aus dem Hessischen erst einmal ganz allgemein nachgehakt, um dem Referenten noch etwas detailliertere Informationen zur Kritik an der Arbeitswerttheorie zu entlocken.

    Als das nicht half, kam das Beispiel von der Methusalem-Maschine (MM), die vom Kapitalisten nach Ablauf der erwarteten Lebenszeit längst „abgeschrieben“ ist, aber nicht abtreten will und immer weiter läuft. Schafft da nicht vielleicht doch das konstante Kapital des Kapitalisten den Mehrwert? Der Kapitalist ist hoch erfreut. Bei ihm klingelt die Kasse. Ist das nicht ganz genauso wie bei der Mehrwerterhöhung durch Verlängerung des Arbeitstages?

    Bei diesem Beispiel stockte der Referent und auch wir verhakten uns im selbstgestrickten Knoten, der auf die Schnelle nicht entwirrt werden konnte.

    Grund dafür war vielleicht das nicht unbedingt marxistische Wort von der „Abschreibung“, mit dem die Wertübertragung des konstanten Kapitals auf die vom Kapitalisten unter Einsatz von c + v neugeschaffene Ware unglücklich beschrieben wird. Klar, dass damit keine steuerliche Abschreibung gemeint war. Aber der Begriff „Abschreibung“ lässt doch eher an die Kostenkalkulation des einzelnen Kapitalisten denken. Dass aber nicht die Kosten (=Kostpreis), also die vom einzelnen Kapitalisten vor dem wertschaffenden Arbeitsprozess aufgewandte Kapitalmenge (c + v), sondern allein die zur Warenproduktion gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit den Wert bestimmt, behandelt Marx grundlegend im ersten, dann speziell eingehend auf Verschleiß und Reparatur im zweiten (MEW 24, 169f.)  und noch einmal ausführlich im dritten Band des Kapitals, dort mit Erklärung der gängigen Fehlvorstellungen der bürgerlichen Ökonomie und der Warnung, dass der Kostpreis des einzelnen Kapitalisten zwar regelmäßig unter dem Wert seiner Ware liegt, aber es sich doch letztlich um zwei Paar Schuhe handelt, die oft verwechselt werden, jedoch nicht verwechselt werden sollten.

    Der in der Ware des Kapitalisten A steckende Wert setzt sich zusammen allein aus der gesellschaftlich notwendigen Arbeitszeit, die

    1. in dem zu ihrem tatsächlichen Wert (also mit Einschluss der unbezahlten Mehrarbeit) unter Einsatz des konstanten Kapitals von einem anderen Kapitalisten B erworbenen Produktionsmittel enthalten ist und „pro rata“ nach dem gesellschaftlichen Durchschnitt ihrer Lebenserwartung ohne neue Wertbildung im Arbeitsprozess nur übertragen wird und
    2. bei der Herstellung in der Fabrik des Kapitalisten A unter Einsatz des variablen Kapitals als Arbeitslohn wertbildend (inkl. Mehrwert) in das Produkt gesteckt wird.    

    Marx spricht bei dem Wertbestandteil zu 1. stets nur von Wertübertragung des konstanten Kapitals, die bei Rohmaterial (z.B. Garn) im Ganzen und bei Produktionsmitteln (z.B. Strickmaschine) anteilig („pro rata“) auf die neu geschaffene Ware erfolgt.  Diese dient als „Arbeitsaufsauger“ (MEW 23, 204). Die Wertübertragung ist nur „Bedingung“ des Arbeitsprozesses nicht jedoch Teil der Wertbildung (MEW 23, 196), in meinem Beispiel beim nachfolgenden Kapitalisten A. Der mit dem konstanten Kapital beim Kapitalisten B erworbene Wert wird im Betrieb des Kapitalisten A der dort hergestellten Ware nur „zugesetzt“ (deshalb konstant), nicht aber neuer Wert geschaffen. 

    Also bestimmen die Kosten für den Kauf der MM (=Produktionsmittel) genauso wenig wie die Kosten (Arbeitslohn) für den Kauf der Ware Arbeitskraft den Wert der in der Fabrik des Kapitalisten A gefertigten Ware, sondern allein die Quantität der zu ihrer Produktion im Durchschnitt gesellschaftlich notwendigen allgemein menschliche Arbeit.

    Die Lebenszeit der MM spielt keine Rolle. Sie wirkt nicht wertbildend.  Ebenso wenig kann normalerweise der unglückliche Konkurrent C, dessen gleichartige Maschine durch Brand, Überschwemmung, einen strengen Winter oder Schlendrian vorzeitig ihre Dienste eingestellt hat, als Kompensation seines Missgeschicks am Markt einen Aufschlag für verfrühte Ersatzbeschaffung durchsetzen. Bei der Wertbildung zählt allein die im Durchschnitt gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit zur Herstellung der Ware. In diesem Durchschnitt finden zwar auch Reparaturfälle und Verluste durch Havarien usw. (normalerweise geringfügig) Berücksichtigung. Allerdings nur in dem Maß der Häufigkeit solcher Havarien im Durchschnitt aller Produktíonsmittel gleicher Art, so dass der Verlust durch die individuelle Erhöhung des Kostpreises beim Unglücksraben C (soweit keine Versicherung einspringt) dadurch nicht kompensiert wird:

    „Bei der Bestimmung des Verschleißes, wie der Reparatur kosten, nach gesellschaftlichem Durchschnitt, ergeben sich notwendig große Ungleichheiten, selbst für gleich große und sonst unter denselben Umständen befindliche Kapitalanlagen in demselben Produktionszweig. In der Praxis dauert für den einen Kapitalisten die Maschine etc. über die Durchschnittsperiode hinaus, bei dem andern nicht so lange. Die Reparaturkosten des einen sind über, die des andren unter dem Durchschnitt usw. Der durch den Verschleiß, wie durch die Reparatur kosten, bestimmte Preiszuschlag der Ware ist aber derselbe und wird durch den Durchschnitt bestimmt. Der eine erhält also durch diesen Preiszusatz mehr, als er wirklich zusetzt, der andre weniger. Dies, wie alle andren Umstände, die bei gleicher Exploitation der Arbeitskraft den Gewinn verschiedner Kapitalisten in demselben Geschäftszweig verschieden machen, trägt dazu bei, die Einsicht in die wahre Natur des Mehrwerts zu erschweren“

    (Kapital Bd. 2, MEW 24, S. 178)

    Die Summe der im Beispiel übertragenen Anteile am Wert der MM ist nach oben nicht durch „Abschreibung“ (= Kostpreis des A für diese eine Maschine), sondern in Wahrheit nur durch die Summe des Wertes aller gleichartigen Maschinen (mit unterschiedlicher Lebenserwartung) begrenzt. Der Kostpreis des A ist vielleicht längst durch Verkauf seiner Waren als Revenue in seine Kasse zurückgeflossen. Dennoch ist der Extraprofit, der dort klingelt, nicht durch wertbildende „Arbeit

    seiner MM entstanden, sondern in der Zirkulation durch Verkauf seiner Ware zu ihrem regulären Wert (gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit zur Herstellung) realisiert worden. Die überlange Lebenszeit der MM erlaubt A lediglich, einen Teil des Wertes der Gesamtheit aller Produktionsmittel gleicher Art in die bei ihm produzierten Waren zu stecken und nach Durchlaufen der Zirkulationssphäre in Geldform als Revenue in seine Kasse zu leiten. Dem Pechvogel C fehlt durch das vorzeitige Ableben seiner Maschine hingegen der Teil seines konstanten Kapitals, der für den Ankauf der gleichartigen Maschine verausgabt wurde, aber durch ihr vorzeitiges Ableben nicht mehr „pro rata“ in die bei C produzierten Waren übertragen und gedeckt werden konnte. Insofern hat A den C und alle Konkurrenten expropriiert, deren gleichartige Maschinen vor der durchschnittlichen Zeit ihr Leben aushauchen.

    Titelbild: Foto der Electronic Delay Storage Automatic Calculator im Mathematischen Labor der Universität Cambridge, England, 1948, CC BY 2.0, https://w.wiki/FTMf

  • Zur Entstehungsgeschichte des „Manifestes der Kommunistischen Partei“

    Zur Entstehungsgeschichte des „Manifestes der Kommunistischen Partei“

    Zur Entstehungsgeschichte des „Manifestes der Kommunistischen Partei“

    Friedrich Engels hielt es für unmöglich, „dass das ‚Manifest‘ in irgendeiner Sprache herauskommt, ohne dass festgestellt wird, wie es zustande kam.“ Vertiefungen zum Manifest der Kommunistischen Partei – der Geburtsurkunde des wissenschaftlichen Kommunismus.

    Ein Beitrag von:

    Anmerkung der Redaktion: Wir veröffentlichen hiermit die schriftliche Ausarbeitung zum Referat zur Entstehungsgeschichte des Manifest der Kommunistischen Partei. Das Referat ist ebenfalls auf YouTube zu finden:

    Liebe Genossinnen und Genossen,

    ich danke für das Angebot, hier etwas näher auf die Entstehungsgeschichte des „Kommunistischen Manifestes“ einzugehen, die uns u. a. lehrt, dass Arbeiterklasse und Wissenschaftlicher Kommunismus keine Gegensätze sind, wie das von bürgerlicher Seite gern behauptet wird, sondern gemeinsam nach ihrer programmatischen und organisatorischen Vereinigung strebten, die mit der Gründung des Bundes der Kommunisten, dessen Programm das „Manifest“ war, in ihrer ersten Form erfolgte.

    Damit genug der Vorrede!

    Friedrich Engels hielt es für unmöglich, „dass das ‚Manifest‘ in irgendeiner Sprache herauskommt, ohne dass festgestellt wird, wie es zustande kam. Die Folgerung aus dem II. und der ganze III. und IV. Abschnitt sind sonst völlig unverständlich.“ (MEW 36/380) Philipp ist in seinem Vortrag am 30. März zur Entwicklung des Kapitalismus in Deutschland auf diese Frage eingegangen. Aber auch in der Vorlesung zu Revolution und Konterrevolution spielte das „Manifest“ eine Rolle. Ich möchte daran anknüpfen und Verschiedenes ergänzen – möglichst noch vertiefen.

    Zu zwei Themen will ich sprechen: 

    1. Die Geburtsurkunde des Wissenschaftlichen Kommunismus

    2. Nachträgliches zur Programmdebatte im Bund der Gerechten/Bund der Kommunisten

    1. Die Geburtsurkunde des Wissenschaftlichen Kommunismus

    Wir sind es gewohnt, im „Manifest der Kommunistischen Partei“  die Geburtsurkunde des wissenschaftlichen Kommunismus zu sehen, insofern es auch als Parteiprogramm die erste Form der Vereinigung von wissenschaftlichem Kommunismus und Arbeiterbewegung verkörpert, ist es zugleich die Geburtsurkunde der kommunistischen Weltbewegung. Das unterstreicht die Losung des „Manifestes“:  „Proletarier aller Länder, vereinigt euch!“ Als Leitfaden und Richtschnur revolutionären Handelns, propagierten u. a. August Bebel und Franz Mehring das „Kommunistische Manifest“. Lenin erweiterte diese Sichtweise, indem er das „Manifest“ als ein erstes Werk des reifen Marxismus charakterisierte, dessen drei Hauptbestandteile hier bereits ausgeprägt sind. (LW 25/413 und 21/36) Das „Manifest“ sah er als dokumentarisches Zeugnis der Verschmelzung des Marxismus mit der Arbeiterbewegung. Für ihn war klar: „Dieses kleine Büchlein wiegt ganze Bände auf.“ (LW 2/10) Die Lebenskraft des „Manifestes“ ließ es zum Grunddokument des Marxismus werden. Friedrich Engels betont aber, man könne das „Manifest“ nicht voraussetzungslos zur Hand nehmen; jeder Satz, jeder Gedanke müsse wissenschaftlich erfaßt und durchdacht werden, um zu einer Anleitung zum Handeln zu werden.  Als Beispiel sei von mir der Satz genannt: „Jeder Klassenkampf ist ein politischer Kampf“. Und Marx war der Meinung, dass ein bestimmtes intellektuelles Niveau der Arbeiterklasse erreicht sein muß, bevor diese das „Manifest“ richtig verstehen kann. Selbst der Geschulteste wird bei wiederholtem Lesen  zu einem vertieften Verständnis dieser Programmschrift und zu neuer Interpretation mancher Textstelle vordringen. Jede Generation liest das „Kommunistische Manifest“ auf ihre Weise, sucht Antworten auf ihre Fragen. So war das auch nach der Befreiung des deutschen Volkes vom Hitlerfaschismus. Da wurde mit Hilfe der sowjetischen Genossen von November 1945 bis Juni 1946 das „Manifest“ in 7 Ausgaben mit über 700.000 Exemplaren veröffentlicht.

    Der Begriff „Geburtsurkunde des Wissenschaftlichen Kommunismus“ schließt verschiedene Gesichtspunkte ein – auf zwei möchte ich eingehen.

    Erstens:  Was der Marxismus der Arbeiterklasse mit dem „Manifest“ gab, das war nicht der Kommunismus schlechthin, sondern der wissenschaftliche Kommunismus. Den Klassencharakter des frühen utopischen Kommunismus hat Engels anschaulich beschrieben: „Derjenige Teil der Arbeiterklasse, der sich von der Unzulänglichkeit bloßer politischer Umwälzungen überzeugt hatte und die Notwendigkeit einer totalen Umgestaltung der Gesellschaft forderte, dieser Teil nannte sich damals (30iger Jahre des 19. Jh. H.M.) kommunistisch. Es war eine noch rohe, unbehauene, rein instinktive Art Kommunismus, aber er traf den Kardinalpunkt und war in der Arbeiterklasse mächtig genug, um den utopischen Kommunismus zu erzeugen, in Frankreich den von Cabet, in Deutschland den von Weitling.“ (MEW 21/357)

    Was zeichnet den Wissenschaftlichen Kommunismus aus?

    Mit der Entdeckung der Befreiungsmission der Arbeiterklasse und ihres Doppelcharakters (einmal sich selbst, zum anderen die ganze Gesellschaft zu befreien) war der Weg gefunden, den Widerspruch zwischen Sozialismus und Klassenkampf zu lösen, der den großen Utopisten soviel Kopfzerbrechen bereitete, weil das Proletariat für sie nur eine leidende Klasse war. Zum Zeitpunkt des „Manifestes“ hatten Marx und Engels schon klar herausgearbeitet, woran die Wissenschaftlichkeit des Kommunismus zu messen ist. Die materialistische Geschichtsauffassung war entdeckt und formuliert, der Klassenkampf als Triebkraft der Geschichte erkannt. Der Kommunismus galt von nun an als ökonomisch begründete gesetzmäßige Notwendigkeit, als das gesetzmäßige Resultat der Wirkungen einer gesellschaftlichen Kraft, die der Kapitalismus erzeugt hat – der Arbeiterklasse. Es geht um Produktivkräfte, Produktionsverhältnisse, Produktionsweise, Eigentum, Klassen und Klassenkampf. Die Ausbeutung wurde nicht nur verworfen und kritisiert, sondern erklärt. Entsprechend heißt es bei Friedrich Engels: „Der Kommunismus ist keine Doktrin, sondern eine Bewegung; er geht nicht von Prinzipien, sondern von Tatsachen aus. Die Kommunisten haben nicht diese oder jene Philosophie, sondern die ganze bisherige Geschichte und speziell ihre gegenwärtigen tatsächlichen Resultate in den zivilisierten Ländern zur Voraussetzung. Der Kommunismus ist hervorgegangen aus der großen Industrie und ihren Folgen, aus der Herstellung des Weltmarkts, aus der damit gegebenen ungehemmten Konkurrenz, aus den immer gewaltsameren und allgemeineren Handelskrisen, die schon jetzt zu vollständigen Weltmarktskrisen geworden sind, aus der Erzeugung des Proletariats und der Konzentration des Kapitals, aus dem daraus folgenden Klassenkampfe zwischen Proletariat und Bourgeoisie. Der Kommunismus, soweit er theoretisch ist, ist der theoretische Ausdruck der Stellung des Proletariats in diesem Kampfe und die theoretische Zusammenfassung der Bedingungen der Befreiung des Proletariats.“ (MEW 4/321f)

    Das ist der Kern des Wissenschaftlichen Kommunismus: Die Lehre von den Bedingungen der Befreiung des Proletariats.(Engels) Nur so kann die kommunistische Theorie auch Anleitung zum Handeln sein. Das setzt voraus, dass die Verhältnisse und das theoretische Instrumentarium soweit entwickelt sind, dass sie die Einsicht in die Bedingungen der Emanzipation gestatten. Im „Manifest“ wird der Materialismus zur logischen Basis des Kommunismus, der Begründung der Befreiungsmission des Proletariats. Sein durchgehender Grundgedanke, der seinen Kern bildet und „einzig und ausschließlich Marx“ angehört, wie Engels in den Vorworten zur deutschen Ausgabe von 1883 und zur englischen Ausgabe von 1888 (MEW 4/578 ff) sagt, lautet: „… dass die ökonomische Produktion und die aus ihr mit Notwendigkeit folgende gesellschaftliche Gliederung einer jeden Geschichtsepoche die Grundlage bildet für die politische und intellektuelle Geschichte dieser Epoche; dass demgemäß (seit Auflösung des uralten Gemeinbesitzes an Grund und Boden) die ganze Geschichte eine Geschichte von Klassenkämpfen gewesen ist, Kämpfen zwischen ausgebeuteten und ausbeutenden, beherrschten und herrschenden Klassen auf verschiedenen Stufen der gesellschaftlichen Entwicklung; dass dieser Kampf aber jetzt eine Stufe erreicht hat, wo die ausgebeutete und unterdrückte Klasse (das Proletariat) sich nicht mehr von der sie ausbeutenden und unterdrückenden Klasse (der Bourgeoisie) befreien kann, ohne zugleich die ganze Gesellschaft für immer von Ausbeutung, Unterdrückung und Klassenkämpfen zu befreien… “ (MEW 4/577) Die Hervorhebung dieses Grundgedankens hält dazu an, konkrete gesellschaftliche Situationen dadurch transparent zu machen, dass man sie auf die gesellschaftlichen Grundwahrheiten zurückführt.

    Zweitens: Wenn wir das „Kommunistische Manifest“ als die Geburtsurkunde der kommunistischen Weltbewegung und des Wissenschaftlichen Kommunismus bezeichnen, so auch deshalb, weil es auf alle wesentlichen Fragen des Kampfes der Arbeiterklasse eine Antwort enthält. Nehmen wir zum Beispiel die Frage des Friedens, dann lesen wir: „Mit dem Gegensatz der Klassen im Innern der Nation fällt die feindliche Stellung der Nationen gegeneinander.“ (MEW 4/479) Klarer geht es nicht. Aber das „Manifest“ enthält keine neuen Erkenntnisse gegenüber den Erkenntnissen, die bis dahin von Marx und Engels schon gewonnen wurden. Es war ein Parteiauftrag, der erfüllt werden musste. Der Begriff „Geburtsurkunde“ schließt also ein, dass viele Fragen erst im Ansatz formuliert werden (z.B. war die Theorie des Mehrwertes noch nicht entdeckt). Das „Manifest“ repräsentiert „eine notwendige hohe Entwicklungsstufe der revolutionären Arbeiterbewegung, eine neue zeitbestimmte Qualität sozialistischen Denkens.“ (Reclam, Nachwort 1985, S. 118)  Allerdings behandelten Marx und Engels das „Manifest“ insofern als geschichtliches Dokument, als sie Veränderungen, die sich aus den Zeitverhältnissen ergaben – wir denken z. B. an 1872, in Vorworten nachwiesen, ohne den Text nachträglich zu korrigieren. Engels war grundsätzlich der Meinung, dass zu jeder Neuausgabe des „Kommunistischen Manifestes“ ein Vorwort gehört. Diese Vorworte dienten der Überprüfung, Präzisierung, Aktualisierung und Einführung in den Inhalt und die Geschichte des „Manifestes“.

    2. Zur Programmdebatte im Bund der Gerechten/Bund der Kommunisten

    Philipp ist in seiner Vorlesung auf die vier Phasen der im Bund der Gerechten/Bund der Kommunisten insgesamt über 10 Jahre lang geführten kollektiven Diskussion programmatischer Fragen eingegangen. An diesem theoretischen Ringen nahmen letztlich „Hunderte Bundesmitglieder sowie Mitglieder von Arbeiter- und Arbeiterbildungsvereinen in wenigstens acht Ländern Europas teil.“ (Hundt, 1988/182) Es war eine Einheit von organisatorischer und ideengeschichtlicher Entwicklung. Die damalige und heutige Hauptfrage der proletarischen Bewegung war/ist m. E. die ideologische und organisatorische Befreiung des Proletariats von der Vormundschaft der Bourgeoisie.

    Gemeinsam, wenn auch zunächst unabhängig voneinander, rangen Karl Marx und Friedrich Engels, die einen ungeheuren Forschungs- und Lernprozess durchmachten, sowie eine fortgeschrittene kleine Schar organisierter Arbeiter um eine wissenschaftlich begründete Lehre für die Erfüllung ihrer Befreiungsmission. Wir haben nicht die Zeit, diese Diskussion und den taktischen Plan von Marx und Engels in allen Details nachzuzeichnen, sondern nur in einigen. Deshalb empfehle ich euch die kleine Broschüre des Marx/Engels Forschers Martin Hundt „Wie das ‚Manifest‘ entstand“, Dietz Verlag Berlin 1973 und 1985. Sie bildet die unmittelbare Grundlage für meinen Vortrag. Ebenso die Arbeiten von Waltraud Seidel-Höppner, Joachim Höppner, Henry Görschler und Wolfgang Meiser.

    Im Prozeß der Entstehung des „Manifestes“ zeigt sich das bewusste Aneinander-Wachsen sich gegenseitig fordernder Partner. Für uns ist es wichtig zu erkennen, erstens, dass im „Kommunistischen Manifest“ als erstem wissenschaftlich begründeten Parteiprogramm Fragen beantwortet wurden, die sich in der Arbeiterbewegung seit ihrem Aufkommen angesammelt hatten und auf die es keine befriedigen Antworten gab. Zweitens,  dass in der Vorperiode vor den Revolutionen von 1848 „das Bedürfnis nach politischer und theoretischer Klärung dem Wirken von Marx und Engels günstig (war), blanquistisch-französische und deutsche Arbeiterkommunisten in einer gemeinsamen Organisation von Kommunisten und auf gemeinsamen theoretisch-politischen Grundlagen zusammenzufassen.“ (Robert Steigerwald, MB 1/1988, S. 123) Aus diesem Prozeß ist das „Manifest“ hervorgegangen. 

    Bereits um 1836 bis 1838 beginnt im Bund der Gerechten das Ringen um ein spezifisches Arbeiterprogramm, eben deshalb hatten sich „die proletarisierten und durch die Wirtschaftskrise radikalisierten Handwerksgesellen“ (Engelberg) vom Bund der Geächteten abgespalten, der unter bürgerlich-demokratischer Führung stand. In ihrem Denken und Handeln spielte das Verlangen der Handwerksburschen, die Ausbeutung zu beschränken bzw. gar abzuschaffen, keine Rolle. Erstmalige organisatorische und politische Selbständigkeit der proletarischen Kräfte sollte erreicht werden. Damit trat die deutsche Arbeiterbewegung ins Leben. Friedrich Engels schrieb über diese historische Stunde der erwachenden Arbeiterklasse: „Es gereicht … (den Handwerksgesellen H.M.) zur höchsten Ehre, daß sie, die selbst noch nicht einmal vollgültige Proletarier wären, sondern nur ein im Übergang ins moderne Proletariat befindlicher Anhang des Kleinbürgertums, der noch nicht im direkten Gegensatz gegen die Bourgeoisie, d. h. des großen Kapitals, stand – daß diese Handwerker imstande waren,  ihre künftige Entwicklung instinktiv zu antizipieren und, wenn auch noch nicht mit vollem Bewußtsein, sich als Partei des Proletariats zu konstituieren.“ (MEW 21/210) Die Behauptung bürgerlicher Historiker, antikapitalistisch-kommunistische Tendenzen seien bald wieder überwunden worden, ist falsch. Martin Hundt weist nach: „Überwunden wurden die verschiedenen kommunistischen Lehren nicht, weil sie kommunistisch, sondern weil sie zuwenig kommunistisch waren, zu ungenau die Interessen der Arbeiterklasse widerspiegelten.“ (1973/ 16) Die kommunistischen Theorien wurden keineswegs abgewehrt oder abgestoßen, vielmehr gab es ein schwieriges, ernsthaftes, unter Umständen auch unbewusstes Suchen zum Wissenschaftlichen Kommunismus. Dabei wurden alle Wandlungen des französischen und englischen Sozialismus und Kommunismus, wie ihrer deutschen Spielarten durchlaufen, schrieb Marx. (MEW 14/438)

    Der Bund der Gerechten, Vorsitz Wilhelm Weitling, war die kleinste, aber internationalste und theoretisch aufgeschlossenste Abteilung der Arbeiterbewegung, die auch danach strebte, die frühere geheimbündlerische Organisationsstruktur zu überwinden. Kern der laufenden ideologischen Diskussion war die Frage, welche Art Gleichheit das Ziel des Bundes sei. Jetzt hieß dieses Ziel nämlich „Gemeinschaft“ oder „Gütergemeinschaft“ – es hieß Kommunismus, vorher war es im Bund der Geächteten die demokratische Republik. So begann das erste kollektive Ringen um ein Programm des Bundes der Gerechten, 1838 in Paris. Die Mitglieder verlangten nach einer Schrift über die Gütergemeinschaft. Wilhelm Weitling wurde beauftragt, eine Broschüre zu verfassen. Ende 1838 entstand dann seine Schrift „Die Menschheit, wie sie ist und wie sie sein sollte.“ Geistige Anleihen nahm er bei den französischen und englischen Utopisten auf. Aus ihrer Literatur schöpfte er das erste deutsche System des Arbeiterkommunismus und bringt als einer der ersten ihre Gesellschaftskritik dem Proletariat nahe.

    Arbeiterkommunismus – was ist das?

    „Arbeiterkommunismus“, schreibt Joachim Höppner, „ist die theoretische und politische Strömung des Frühproletariats, die sich in der zweiten Hälfte der dreißiger Jahre des 19. Jahrhunderts in Frankreich, England und Deutschland ausprägt und die Erfahrungen der ersten Kämpfe des westeuropäischen Proletariats verallgemeinert, um die Arbeiterbewegung als ideologisch und politisch-organisatorisch selbständige Kraft zu formieren.“ (Waltraud Seidel-Höppner, Joachim Höppner, Sozialismus vor Marx, Akademie Verlag Berlin 1987, S.108) Die französischen und deutschen Arbeiterkommunisten – so Etienne Cabet, Kopf des reformistischen Flügels, Jean-Jacques Pillot, Theodore Dezamy, Auguste Blanqui, Wilhelm Weitling – alle vier dem revolutionären Flügel zugehörig, interpretieren die radikalen Lehren der bürgerlichen Revolution (Babeuf, Robespierre) und die Gesellschaftskritik des kritisch-utopischen Sozialismus im proletarischen Sinn. Der englische Arbeiterkommunismus knüpfte theoretisch direkt an die Lehren des utopischen Sozialisten Robert Owen an, praktisch war sein Anknüpfungspunkt die Genossenschaftsbewegung. Mit dem Aufkommen des Chartismus wurde der englische Arbeiterkommunismus politisch. Die Chartistenführer Julian Harney und Ernest Jones standen im direkten Kontakt mit Marx und Engels.

    Im Proletariat erblicken die Arbeiterkommunisten jene Klasse, die als unmittelbarer Produzent materieller Güter die Gesellschaft trägt, die auf Grund ihrer ausgebeuteten und unterdrückten Lage am meisten an der kommunistischen Umgestaltung interessiert ist. Der soziale Antagonismus kann nur durch die Beseitigung des Privateigentums, durch eine Revolution und die Schaffung kommunistischer Eigentumsverhältnisse überwunden werden. Der Arbeiterkommunismus konnte aber noch nicht zu den historischen Entwicklungsgesetzen vordringen. „Die unreifen Verhältnisse“, so Höppner, „verurteilten die Arbeiterkommunisten zur Utopie, insbesondere ihre Suche nach einem gangbaren Weg zur Ablösung der kapitalistischen durch die kommunistische Gesellschaft.“ (Höppner, a.a.O, S. 110f) Theoretisch kündigt der Arbeiterkommunismus das reifende Bewußtsein des Proletariats über seinen Interessengegensatz zur Bourgeoisie an. Aber die Arbeiterkommunisten bekommen weder die historische Klassenspezifik noch die innere Dynamik der Revolutionen in den Griff. Vergangene Revolutionen werden so zu „verpassten Gelegenheiten“. Die Genossen scheitern an der Dialektik von objektiver Gesetzmäßigkeit und subjektivem Handeln.

    Doch zurück zum Arbeiterkommunisten Wilhelm Weitling.

    Die neue Gesellschaft, davon war er überzeugt, müsse durch eine kommunistische Revolution herbeigeführt werden. Darin, die Revolution als notwendig zu erkennen, überragt er alle anderen Utopisten.„Der Umsturz des alten Bestehenden ist Revolution; folglich ist der Fortschritt nur durch Revolutionen denkbar. Es lebe die Revolution!“ Sie führe zunächst zu einer Diktatur und beseitige das Hauptübel, das Privateigentum. In dieser neuen Ordnung seien Kriege nicht mehr nötig: der Feind stehe nicht jenseits der Grenzen, sondern im eigenen Land. Die Grenzen müssten fallen. Eine Weltsprache sei nötig. Die erforderlichen Kräfte dieser Revolution sah Weitling teilweise schon in der Arbeiterklasse — die er also als erster nicht nur als leidende Klasse sah, sondern auch als kämpfende — sowie in anderen Schichten, die vom Kapital deklassiert worden waren. An die Arbeiter gewandt, schrieb er:“Glaubet nicht dass ihr durch Vermittlung mit euren Feinden, etwas ausrichten werdet, eure Hoffnung liegt nur in eurem Schwerte. Jede Vermittlung zwischen euch und ihnen ist zu eurem Nachteile berechnet. Ihr habt schon oft davon die Erfahrung gemacht, es ist hohe Zeit, Nutzen daraus zu ziehen. Es ist eine traurige Erfahrung, dass sich die Wahrheit einen Weg durch Blut bahnen muss.“ Bei Weitling wird Jesus zum ersten Kommunisten, was Marx zu sarkastischen Bemerkungen veranlasste. Den Glauben will er in den Dienst der kommunistischen Propaganda stellen. So geschieht es im „Evangelium eines armen Sünders“. Später baute er den Gedanken vom revolutionären Kampf der Volksmassen als dem wichtigsten Mittel zur Erreichung der Kommunistischen Gesellschaft weiter aus, sah aber in der Revolution letztlich nur einen elementaren und zerstörenden Ausbruch der verzweifelten Volksmassen. Die wissenschaftliche Einsicht in die Entstehungsursachen der Übel des Kapitalismus und den Doppelcharakter der Befreiungsmission der Arbeiterklasse blieb ihm versagt. Den Kommunismus hielt Weitling jederzeit für möglich. Weitlings Kommunismus war eine „Reproduktion der französischen Ideen innerhalb der durch die kleinen Handwerksverhältnisse beschränkten Anschauungsweise“, heißt es in der „Deutschen Ideologie“. (MEW 3/449)

    Der Magdeburger Schneidergeselle, dessen Hauptwerk, die „Garantien der Harmonie und Freiheit“ von Marx als „maßloses und brillantes literarisches Debüt der deutschen Arbeiter“ (MEW 1/405) gewürdigt wurde, den Heine und Feuerbach hoch schätzten, den Rosa Luxemburg als „genial“ bezeichnete,  hat die Arbeiterbewegung im Prozeß ihrer Entwicklung zur selbständigen politischen Kraft einen bedeutsamen Schritt vorwärts geführt. Sein Zukunftssystem, obwohl insgesamt utopistisch, weil es seiner Zeit abverlangte, was die geschichtlichen Bedingungen noch nicht hergaben, hatte einen fest verankerten proletarischen Kern. Außerdem: „Zur Begründung des Wissenschaftlichen Kommunismus gehörte mehr, als ein Proletarier unter den Bedingungen der kapitalistischen Arbeitsfron und des Bildungsprivilegs zu leisten vermochte“, schreibt Waltraud Seidel-Höppner in ihrem Buch: „Wilhelm Weitling, der erste deutsche Theoretiker und Agitator des Kommunismus“, S.198. Weitling sperrte sich jedoch gegen Marx. In demselben Verhältnis, in dem Weitling seine Utopie verteidigt, entfremdet er sich damit der Arbeiterbewegung.

    Das von Weitling verfasste Programm widersprach dem Bemühen nach Kürze. Diesen Anspruch erfüllte der Katechismus (Frage-Antwort) bzw. das Glaubensbekenntnis. Von solcher Art war ein Fragment KarlSchappers, Gründungsmitglied des Bundes. Es nennt sich „Gütergemeinschaft“ und war vermutlich ein Konkurrenzprogramm zu dem von Weitling. Schappers Fragespiegel wurde faktisch zum Ausgangspunkt weiterer Überlegungen. Auch er malte die künftige kommunistische Gesellschaft im einzelnen aus, beinhaltete aber zugleich programmatische Gedanken, die die Arbeiterbewegung noch lange begleiten sollten. So das Problem der Verteilung nach der Leistung als eines noch nicht konsequent kommunistischen Prinzips. Kernstück des kollektiv erarbeiteten Denkens im Bund der Gerechten von 1838 war für Weitling und Schapper: die „feste und innige Überzeugung…, dass nur dann die Menschheit wirklich frei und glücklich wird, wenn alle Menschen, nach Völkern, in einem Staatsverbande leben, wo alle völlig gleiche Rechte an den Gütern der Erde und deren Genuss besitzen und wo alle gleichmäßig auf irgendeine Weise an deren Hervorbringung oder Erhaltung zum gemeinschaftlichen Wohle aller arbeiten, wenn also Gütergemeinschaft besteht.“ (Hundt, 1973/19)

    Wie ging es nun weiter mit der Diskussion im Bund der Gerechten?

    Durch die Niederschlagung des Aufstandes der in Frankreich als revolutionäre Geheimorganisation 1837 entstandenen blanquistischen Gesellschaft der Jahreszeiten am 12. Mai 1839 in Paris, kam es zu einer tiefen Krise der theoretischen Entwicklung im Bund der Gerechten. Unter dem Eindruck einer Kabinettskrise der konstitutionellen Monarchie war von den Blanquisten beabsichtigt, durch kühnen Handstreich eine revolutionäre Diktatur zu errichten. Im Ergebnis der schnellen Niederlage dieses Putsches und der Gleichgültigkeit des unvorbereiteten Volkes wurde der Gedanke der Revolution für einige Jahre verworfen. Zwischen Putsch und Revolution konnte man noch nicht unterscheiden. Der Bund beendete seine Verbindung zu den Blanquisten. Es begann die Zeit der engsten Anlehnung an Etienne Cabet, der den Kommunismus durch friedliche Propaganda, zu der auch die Einrichtung „kommunistischer“ Musterkolonien in Amerika (anknüpfend an den kritisch-utopischen Sozialisten Robert Owen) dienen sollte, einführen wollte. Er hat den utopischen Roman „Reise nach Ikarien“ verfasst (Ikarien ist das Ergebnis einer Revolution, die vom Volke und im Interesse des Volkes durchgeführt wurde, an der Spitze des bewaffneten Aufstandes stand der Volksheld Ikar, der zum Diktator ausgerufen, eine Umgestaltung zum Kommunismus einleitet).

    Hermann Ewerbeck

    Interessant ist in diesem Zusammenhang ein Katechismus des Pariser Bundesmitglieds Hermann Ewerbeck. Den Gegensatz von Kapitalismus und Kommunismus fasste er in Begriffe wie Disharmonie und Harmonie, egoistischer Mensch und Gesellschaftsmensch, Vereinzelung und Assoziation. Er sprach vom Kommunismus als „Sozialsystem“. Den Kapitalismus bestimmte er als nachfeudale Stufe der menschlichen Entwicklung, sah aber nicht seine zeitweilige Notwendigkeit. Ewerbeck hatte einiges von Marx gelesen – Einleitung zur Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie; Zur Judenfrage -, aber sein Katechismus, wenige Monate vor den Feuerbach-Thesen geschrieben, spiegelte Marx sehr eigenartig wider. Die Revolution, die Marx in das gesellschaftliche Denken einbrachte, fehlte hier völlig. Ewerbeck propagierte Cabet und übersetzte ihn. Das war die reformistische Linie in Paris.

    In London, wo die größte internationale Zweigorganisation des Bundes der Gerechten ihren Sitz hatte, entwickelte es sich anders. Die sogenannte „Londoner Diskussion“ von 1845 nimmt in der Vorgeschichte des „Manifestes“ einen bedeutenden Platz ein. Hier verabschiedete sich der Bund von den utopischen Lehren, die keine befriedigenden Antworten gaben und in der Praxis zu Misserfolgen führten. Engels sprach von einer „stillen Umwälzung“, die sich im Bund und unter den Londoner Leitern vollzog, weil die Erfahrungen im Zentrum des kapitalistischen Weltmarktes andere waren, als die in der zurückgebliebenen Schweiz bei Weitling. Der Weg zur Aufnahme des Marxismus wurde frei gemacht. „Die Unzulänglichkeit der bisherigen Auffassung des Kommunismus, sowohl des französischen einfachen Gleichheitskommunismus wie des Weitlingschen, wurde ihnen mehr und mehr klar.“ (MEW 21/214)

    Der Abschied des Bundes der Gerechten von der Utopie war also abgemacht. Wie sah nun dieser Abschied aus?

    Ende 1844 hatte man beschlossen, die Differenzen, die es im Bund zwischen der Londoner Leitung und Weitling aufgrund der praktischen Erfahrungen gab, durch eine allgemeine Diskussion zu entscheiden. Dazu arbeitete Weitling 18 Fragen aus, die die Londoner Diskussion strukturierten. Ich gehe hier nur auf Frage 7 und Frage 10 ein. Das ganze Protokoll der Diskussion ist nachzulesen in der Gemeinschaftsarbeit DDR/UdSSR: Der Bund der Kommunisten, Dokumente und Materialien, Berlin 1970, Band 1, 1836-1849, S. 214ff (Dokument 64).

    Frage 7: Welche Leute haben das meiste Interesse für die Einführung des Kommunismus und welche von diesen die meisten Mittel zur Beschleunigung der Einführung desselben. Da Weitling die Frage nicht beantworten konnte, warum es bisher noch keinen Kommunismus gab, wenn er doch immer möglich sei, führte sein Weg auch nicht zum Wissenschaftlichen Kommunismus. Er entwickelte abenteuerliche Konstruktionen von einer Koalition aus persönlichen Gründen wohlmeinender Fürsten, des Lumpenproletariats, der stets begeisterungsfähigen Jugend und der gefühlsbetonten Frauen. Ihm wurde entgegnet: „Nein! die Arbeiter werden es tun.“ Hier kam nun das erste Eingreifen von Marx und Engels in die Diskussion, sie trafen sich im Juli und August 1845 mit den Leitern des Bundes der Gerechten in London. Engels soll einige Exemplare seines Buches „Die Lage der arbeitenden Klasse in England“ befreundeten Bundesmitgliedern überreicht haben. Und so hieß es dann: „Lassen wir uns ein Beispiel an den Gelehrten nehmen und richten wir unser Augenmerk auf die Fabrikstädte.“

    Ein letztes großes Aufeinanderprallen der Meinungen brachte die Diskussion der Frage 10.

    Frage 10: Welches ist der von jedem System unabhängige Kern des vollkommenen Kommunismus? Prüfung der verschiedenen modernen und alten Systeme an dem Kern des Kommunismus.

    Weitling meinte: „Das, was ich tue, muß für alle gut sein.“ Bis zur klassischen Formulierung des „Manifestes“ war es noch ein weiter Weg. Ihr erinnert euch: „An die Stelle der alten bürgerlichen Gesellschaft mit ihren Klassen und Klassengegensätzen tritt eine Assoziation, worin die freie Entwicklung eine jeden die Bedingung für die freie Entwicklung aller ist.“ (MEW 4/482) Schapper fasste die Antwort auf Frage 10 so zusammen: „Wenn wir auf die menschliche Natur zurückgehen, so wird der Mensch nur in der Arbeit sein Glück finden. Arbeit und Genuss werden abwechseln, und eines jeden Glück wird vollkommen werden. Kein Zwang muss sein, denn der Mensch ist nicht faul; wenn der Mensch auf einer richtigen Stufe der Bildung steht, so wird er freudig arbeiten.“ Kommunismus lässt sich nicht auf die Befriedigung materieller Güter beschränken. „Nein, das Volk soll Mensch werden, es soll besonders geistig glücklich werden.“

    Im Ergebnis der Londoner Diskussion wurde beschlossen, Feuerbach zu studieren: „Religion und Zukunft“ – und wissenschaftliche Fragen zu beraten. Dieses Streben zum Studium der Philosophie war ein Ergebnis des Zusammentreffens mit Marx und Engels in London. Das Ringen um ein wissenschaftliches Programm des Bundes der Gerechten ging also weiter. In bestimmten Fragen stand man dem Marxismus schon recht nahe: Nutzlosigkeit der Utopie, Internationalismus des Kommunismus, Geschichte als Geschichte von Klassenkämpfen, Notwendigkeit gewaltsamer Revolution und Beseitigung des Privateigentums, in Deutschland steht die bürgerliche Revolution auf der Tagesordnung. Die Frage aber, wie die kapitalistische Produktionsweise in ihrer Entstehung, ihrer Entwicklung und ihrem Untergang zu erklären ist, konnte mit Feuerbach nicht beantwortet werden. Die weitgehende Unklarheit über die Ökonomie des Kapitalismus hemmte die theoretische Entwicklung des Bundes. Martin Hundt schreibt: „Bis zur theoretischen Besitzergreifung der modernen kapitalistischen Industrie durch die revolutionäre Arbeiterbewegung musste ein weiter und schwieriger Weg des Um- und Neudenkens zurückgelegt werden.“ (Hundt 1973/37) Sehr schwer fiel es den frühproletarischen Handwerkern einzusehen, dass die kapitalistische Ausbeutung, die kapitalistische Industrie, gegenüber dem Feudalismus einen Fortschritt darstellte. Geniale Gedanken, in denen z. B. Weitling sich mit seiner Sicht auf die Rolle der Maschinen der marxistischen Sicht näherte, waren nicht zu übersehen. Illusionen wurden aufgegeben, Träume verworfen – auch hinsichtlich der abstrakten Gleichheitsforderung. Das war unbedingt im proletarischen Interesse. Nicht nur, dass Wissenschaft Illusionslosigkeit voraussetzt, nein – es gilt vor allem, dass „der Eigentumslosigkeit der Arbeiter nur die Illusionslosigkeit ihrer Köpfe entsprechen“ kann. (MEW 21/494) Sich dem historischen Materialismus zu nähern, bedeutete auch, sich einzugestehen, dass der Kommunismus gerade nicht zu jeder beliebigen Zeit möglich ist – weder durch einen Putsch noch durch große Sprünge. Die Verwirklichung des Kommunismus ist an ganz bestimmte gesellschaftliche Entwicklungen gebunden. Marx und Engels hatten dies bereits herausgearbeitet: große Steigerung der Produktivkraft, hoher Grad ihrer Entwicklung. (MEW 3/34)

    Der Bund war also auf dem Weg zu erkennen, dass der Kommunismus als Theorie nur der weltanschauliche Ausdruck der Interessen der Arbeiterklasse sein kann und als Praxis nur durch die Verwirklichung der historischen Mission entsteht.

    Konnte es 1844 noch keine Verschmelzung von Marxismus und Arbeiterbewegung geben, so war das 1845/1846 schon anders. Wir können aus der Entstehungsgeschichte des „Manifestes“ die Schlussfolgerung ziehen, dass sich die „Herausbildung des Marxismus…in genauester Kenntnis der theoretischen Bedürfnisse der Arbeiterbewegung vollzog.“(Hundt 1973/55) Keine der aufeinander zustrebenden Richtungen ließ auch nur einen Tag ungenutzt: die einen hatten sich von der Utopie ab- und der Wissenschaft zugewandt – hier dem Studium Feuerbachs, von Marx und Engels empfohlen. Die anderen wollten ihre wissenschaftlichen Resultate nicht nur aufschreiben, sondern die Arbeiter für ihre Überzeugung gewinnen – dafür hatten sie einen taktischen Plan. „Dieses rasche Beschreiten der aufeinander zuführenden Wege hatte seine Ursache in erster Linie in der historischen Notwendigkeit und daher im objektiven und bald auch bewussten Bedürfnis nach Vereinigung, aber auch in der bereits vorhandenen Bekanntschaft miteinander.“ (Hundt 1973/50) Das „Manifest“ begründet, dass der Bildungsprozess der Kommunistischen Partei, zu dem die Vereinigung von Wissenschaft und Arbeiterbewegung gehört, ein gesetzmäßiger Prozeß ist, der aus dem Gegensatz von Lohnarbeit und Kapital resultiert.

    Feuerbach, der eifrig studiert wurde, fasste die prakltische-menschliche Tätigkeit nur abstrakt theoretisch auf. Der damit verbundene Kultus des abstrakten Menschen, die Schwäche des Feuerbachschen Materialismus, wurde vom „wahren Sozialismus“ (Karl Grün) ausgenutzt. Friedrich Engels begründet die Notwendigkeit der Bekämpfung dieser Art theoretischen Unsinns in seiner Arbeit „Der Status quo in Deutschland“: „Der wahre Sozialismus ist durch und durch reaktionär. Die Bourgeoisie hat diese reaktionäre Tendenz des wahren Sozialismus längst gemerkt. Sie hat aber diese Richtung ohne weiteres für die literarische Repräsentantin auch des deutschen Kommunismus genommen und den Kommunisten  öffentlich und privatim vorgeworfen, daß sie mit ihrer Polemik gegen Repräsentativverfassung, Geschworenengerichte, Pressfreiheit, mit ihrem Geschrei gegen die Bourgeoisie nur den Regierungen, der Bürokratie, dem Adel in die Hände arbeiteten. Es ist hohe Zeit, daß die deutschen Kommunisten endlich diese ihnen zugemutete Verantwortlichkeit für die reaktionären Taten und Gelüste der wahren Sozialisten ablehnen. Es ist hohe Zeit, daß die deutschen Kommunisten, die das deutsche Proletariat mit seinen sehr deutlichen, sehr handgreiflichen Bedürfnissen repräsentieren, sich aufs allerentschiedenste trennen von jener literarischen Clique…, die selbst nicht weiß, wen sie repräsentiert, und deshalb wider Willen den deutschen Regierungen in die Arme taumelt…. In der Tat, wir Kommunisten haben nichts gemein mit den theoretischen Hirngespinsten und Gewissensskrupeln dieser spitzfindigen Gesellschaft. Unsre Angriffe auf die Bourgeoisie unterscheiden sich ebensosehr von denen der wahren Sozialisten, wie sie sich von denen des reaktionären Adels, z.B. der französischen Legitimisten oder des Jungen Englands, unterscheiden.“ (MEW 4/ 40)

    Der „Wahre Sozialismus“ kannte keine Klasseninteressen und verwandelte alle kommunistischen Anschauungen in „liebesschwülen Gemütsstau“ (MEW 4/487) allgemeiner Menschlichkeit, gab sich aber als kommunistisch aus. Die Auseinandersetzung mit ihm erfolgt im dritten Abschnitt des „Manifestes“, der sich insgesamt mit der sozialistischen und kommunistischen Literatur der damaligen Zeit befasst. Er enthält die Grundsätze der Ideologiekritik des Marxismus und ist deshalb als einziger Teil des „Manifestes“ von Marx und Engels auch separat abgedruckt worden.

    Die Naziideologie wandelte auf den Spuren des „wahren oder deutschen Sozialismus“. Hans Günther hat das in „Der Herren eigner Geist“ analysiert. (Reprint Akademie-Verlag Berlin 1981, S. 121ff) Walter Ulbricht schrieb „Ein Lehrbuch für das deutsche Volk über das Wesen des Faschismus“ – es hieß: Die Legende vom „Deutschen Sozialismus“, Verlag Neuer Weg Berlin 1946.

    Marx und Engels, die sahen, dass die Gefahr des „wahren Sozialismus“ mit seinem rechten Opportunismus bekämpft werden musste, hatten zum Erfahrungsaustausch und zur Verbreitung des Wissenschaftlichen Kommunismus Anfang 1846 das Kommunistische Korrespondenzkomitee mit Sitz in Brüssel gegründet. Dieses Komitee arbeitete mit Briefen und Zirkularen, es sollte einzelne Theoretiker, kleine sozialistische Gruppen und Zeitungsredaktionen in regelmäßigen Kontakt bringen sowie gemeinsame Stellungnahmen verfassen, später auch organisatorische Bindungen herstellen. Wo die Bemühungen Erfolg hatten, da bestand Aussicht auf Zusammenarbeit. Das Proletariat verstand seine Stellung immer umfassender, die sein Selbstbewusstwerden begleitenden Theorien hielten – außer dem Marxismus – den Anforderungen der Praxis des Klassenkampfes aber nicht stand. Die damit verbundene Verwirrung unter den sozialistischen Gruppen in mehreren Ländern war ein fruchtbarer Boden für den Eklektizismus „wahren Sozialismus“. Aus der Tätigkeit des KK ist der Zirkularbrief gegen den „Wahrsozialisten“ Kriege überliefert. (MEW 14/3ff) Im Juni 1846 schlugen Marx und Engels vor, einen allgemeinen kommunistischen Kongreß vorzubereiten. Eine Idee, die dann 1847 in Form des I. und II: Kongresses des Bundes der Kommunisten verwirklicht wurde. Am 30. März 1846 kam es zu einer Sitzung des Brüsseler Korrespondenzkomitees an der Weitling und Marx teilnahmen. Marx kritisierte scharf die „links“sektiererischen Ansichten Weitlings. Und indem er mit der Faust auf den Tisch schlägt beendet er seine Rede mit den Worten: „Niemals noch hat die Unwissenheit jemandem genützt!“ (Bdk 1/305; Hundt 1973/66)

    Proudhon

    Untrennbarer Bestandteil der Programmentwicklung war die Auseinandersetzung mit Proudhon – Karl Marx: „Das Elend der Philosophie“. Proudhon war ein kleinbürgerlicher Sozialist, der mit seinen Genossenschafts- und Tauschbankideen zwar dem Denken der Arbeiter sehr nah kam, aber in Wirklichkeit im Rahmen des Kapitalismus blieb. Was für verheerende ideologische Folgen das Fehlen eines Programms hatte, wurde Engels im Herbst 1846 in Paris klar, wo er an einer Sitzung des Bundes der Gerechten teilnahm. Hier in Paris hatte sich der Proudhonismus ausgebreitet. Als Engels fragte, ob man hier als beliebige Menschen oder als Kommunisten zusammen säße, erregte das Entsetzen. Es wurde schließlich die Grundfrage aufgeworfen: Was ist Kommunismus? Nach zehn Jahren wußte der Bund noch keine befriedigende Antwort. Friedrich Engels definierte die Absichten der Kommunisten dahin: „1. die Interessen der Proletarier im Gegensatz zu denen der Bourgeoisie durchzusetzen; 2. dies durch die Aufhebung des Privateigentums und Ersetzung desselben durch die Gütergemeinschaft zu tun; 3. kein andres Mittel zur Durchführung dieser Absichten anzuerkennen als die gewaltsame, demokratische Revolution.“ (MEW 27/61)

    Für Marx war klar, dass die Mitglieder der Bundesleitung allein zu keinem wissenschaftlichen Programm kommen konnten. Mit seinem Anti-Proudhon, der als Angriff gegen das Unverständnis Proudhons für die Zusammenhänge des historischen Materialismus und als bedeutende Vorarbeit für das „Kommunistische Manifest“ zu verstehen ist, ergab sich die Möglichkeit, den Leitern des Bundes indirekt die vorhandenen theoretischen Unzulänglichkeiten deutlich zu machen. Das „Elend der Philosophie“ war die entscheidende Vorarbeit für den I. Kongreß des Bundes der Kommunisten. Der Marxismus trat erstmals in seiner bis dahin reifsten Gestalt an die Öffentlichkeit. Die Einheit und Notwendigkeit von ökonomischem und politischen Klassenkampf wurde bewiesen, die historische Mission des Proletariats und das Wesen des Kommunismus klar formuliert, Proudhons System als das bestehende kapitalistische überführt. Ein Vergleich des „Elends der Philosophie“ mit dem „Kommunistischen Manifest“ zeigt, dass ohne den Entwicklungsstand des Marxismus im Anti-Proudhon der entscheidende Kern eines wissenschaftlichen Programms undenkbar gewesen wäre.

    Ende der Utopie

    Die theoretische Krise des Bundes der Gerechten von 1846 hatte zum Ergebnis, dass jetzt völlig klar war, die Flucht von einer utopischen Schule zu einer anderen war kein Ausweg, dem Verständnis des eigenen Kampfes waren alle diese Theorien nicht förderlich. Die Programmlosigkeit war die Wurzel allen Übels im Bunde. So lautete die Frage: Was tun? Die Fronten im Klassenkampf, die Auseindersetzung mit ihrer Verwischung im „wahren Sozialismus“ bedurften einer auf wissenschaftlichem Niveau stehenden offenen polemischen ideologischen und politischen Klärung. Die unmittelbare Teilnahme von Marx und Engels an der Diskussion seit 1843 wirkte sich sehr positiv aus. Durch das Korrespondenzkomitee erreichte sie auch eine organisatorische Form. 

    Es zeigte sich, „dass die Arbeiterbewegung zwar zum Kommunismus drängte, allein auf sich gestellt aber nicht in der Lage war, die gesamte Problematik zu bewältigen.“ (Hundt, Bund der Kommunisten, 1988/184). Die aus dem Arbeiterkommunismus gewonnen Erkenntnisse blieben lebendig: Notwendigkeit einer Revolution, Abwendung von putschistischen Ideen, Hinwendung zur langfristigen und möglichst legalen propagandistischen und organisatorischen Tätigkeit unter den Arbeitern, Ablehnung kommunistischer Kolonien als Hauptmethode der Einführung des Kommunismus und der bei Cabet damit verbundenen Auswanderungspläne.

    Mit ihrem wachsenden Einfluss auf den Bund der Gerechten gewannen Marx und Engels zugleich konkretere Anhaltspunkte für die Ausarbeitung ihrer Theorie. In Deutschland reifte 1847 eine revolutionäre Situation heran. Es nahte die bürgerliche Revolution. Marx und Engels traten Anfang 1847 in den Bund der Gerechten ein. Zuvor, im Herbst 1846 übernahm die Londoner Organisation die Leitung des Bundes der Gerechten. Beides war eine entscheidende Wende in der Bundes- und Programmentwicklung. In ihrer ersten Ansprache an den Bund im November 1846 ging die neue Leitung davon aus, dass ein einfaches „Kommunistisches Glaubensbekenntnis“ nötig sei, um die Uneinigkeit im Bund hinsichtlich der Frage, wie die kapitalistische Gesellschaft zu bekämpfen sei, beseitigt wird. Dazu wurden konkrete Fragen und Anweisungen zur Programmdiskussion herausgegeben. In der zweiten Ansprache an den Bund vom Februar 1847 erfolgte die Aufnahme der vollständigen Revision der bisherigen Statuten als Tagesordnungspunkt des I. Bundeskongresses. Drei Fragen wurden für die weitere Programmdiskussion gestellt: 1. Was ist Kommunismus , und was wollen die Kommunisten? 2. Was ist Sozialismus, und was wollen die Sozialisten? 3. Auf welche Weise kann die Gemeinschaft am schnellsten und leichtesten eingeführt werden? Zu beantworten war bei (3) auch die Frage nach der Ausgestaltung der als notwendig erachteten Übergangsperiode zwischen Kapitalismus und Kommunismus. Offen kritisiert wurden die Fourieristen, die die kommunistische Gesellschaft bis in jedes Detail auszumalen versuchten.

    Auf dem I. Bundeskongress im Juni 1847 wurde der Bund der Gerechten in Bund der Kommunisten umbenannt. Das war zwingend erforderlich: Erstens bedurfte ein revolutionäres Parteiprogramm einer revolutionären Partei, deren Lebensäußerung es ist. Zweitens machte das Heranreifen der bürgerlichen Revolution die Schaffung einer Partei der Arbeiterklasse zur dringenden Aufgabe. Zur Umbenennung des Bundes der Gerechten gehört zugleich die Änderung der Bundeslosung in „Proletarier aller Länder, vereinigt euch“ statt „Alle Menschen sind Brüder“. Der Kongreß nahm einen Statutenentwurf an, in dem das alles verankert war. Zur Umbenennung wurde argumentiert: Um für Gerechtigkeit einzutreten, muß man nicht unbedingt Kommunist sein. Die Bundesmitglieder sind Kommunisten, weil sie die bestehende Gesellschaftsordnung und das Privateigentum angreifen und weil sie für die Gütergemeinschaft sind. Die Ideologie des Bundes war internationalistisch. Das durchgängige Organisationsprinzip war der demokratische Zentralismus– also die dialektische Einheit von Zentralismus und Demokratie. JeglicherAutoritätsaberglaube“, „sektiererisch-verschwörerische Züge“ wurden abgelehnt(der Organisationsaufbau muss dem wissenschaftlichen Herangehen entsprechen).Das hatten Marx und Engels bereits bei ihrem Eintritt in den Bund der Gerechten zur Bedingung gemacht.

    Eine feste organisatorische Grundlage für die Erarbeitung des Parteiprogramms war nun vorhanden. Als erster Programmentwurf wurde der hauptsächlich von Engels verfasste „Entwurf des kommunistischen Glaubensbekenntnisses“ von der Londoner Zentralbehörde versandt. Das war ein Entwurf, in dem der Marxismus, vertreten durch Engels, noch unmittelbar mit Überresten utopischen Denkens ringt. Er war auch noch in der gewohnten Form des Katechismus abgefasst – 22 Fragen und Antworten (veröffentlicht in: BdK 1, 470-475). Bestimmend war aber die Absicht der Delegierten, „durch fortwährende Berücksichtigung der gesellschaftlichen Verhältnisse, die allein den Kommunismus erzeugt haben, stets einen sicheren Boden unter unsern Füßen zu behalten.“ (Bdk 1, 485) Dennoch gab es im Entwurf deutliche Kompromissformulierungen. So wurde auf die Entwicklung der Produktivkräfte hingewiesen, um dann auf die „ewigen Wahrheiten“ abzustellen, gewissermaßen die menschliche Natur, Sätze, die keines Beweises bedürften und für jeden Menschen gelten. In den Fragen 7 bis 13 wurde eine historisch-materialistische Begründung des Kommunismus gegeben – mit Sätzen aus dem „Elend der Philosophie“ und aus „Lohnarbeit und Kapital“, Revolutionen werden als Ergebnis objektiver gesellschaftlicher Prozesse aufgefasst, Verschwörungen wurden als schädlich eingestuft. Behandelt wird die Frage der Notwendigkeit einer Übergangsperiode. Zur Illustration die Frage 13 und die Antwort: “ Ihr glaubt also nicht, dass die Gütergemeinschaft zu jeder Zeit möglich war? Antwort: Nein. Der Kommunismus ist entstanden, seitdem es die Maschinen und anderen Erfindungen möglich machten, allen Mitgliedern der Gesellschaft eine allseitige Ausbildung, eine glückliche Existenz in Aussicht zu stellen. Der Kommunismus ist die Lehre von einer Befreiung, die nicht den Sklaven, den Leibeignen oder den Handwerkern möglich war, sondern erst den Proletariern, und daher gehört er notwendig dem neunzehnten Jahrhundert an und war zu keiner früheren Zeit möglich.“ (BdK 1, S. 473)

    Alle Mitglieder des Bundes waren aufgefordert, sich an der Programmdiskussion zu beteiligen.

    II. Bundeskongress

    Der Programmparteitag, wie wir heute sagen würden, war der II. Bundeskongress im Dezember 1847. Martin Hundt schätzt ein: „Es kam zwischen dem I. und dem II. Kongreß zur ersten umfassenden Programmdiskussion in der Geschichte der Arbeiterbewegung. Sie war ein unerlässliches, ein konstitutives Element im Entstehungsprozess der ersten internationalen Partei des revolutionären Proletariats. (Hundt 1973 / 97) Organisatorisches Zentrum der Programmdiskussion war London, das geistige Zentrum – Brüssel – Marx und Engels.

    Aus der Zeit zwischen dem I. und dem II. Bundeskongress sind zwei Ereignisse besonders bemerkenswert.

    Erstens geht es um den Artikel „Proletarier“ von Karl Schapper, der in der „Kommunistischen Zeitschrift“ veröffentlicht wurde. Schapper ließ hier alle überwundenen Etappen der theoretischen Entwicklung des Bundes der Gerechten Revue passieren. Kommunisten sind keine Systemkrämer, keine Anhänger von „Liebesduselei“, keine Pazifisten, die jetzt schon Frieden predigen, während sich ihre Gegner an allen Orten zum Kampf rüsten, sie sind keine Verschwörer. Dann: „Wir sind keine Kommunisten, welche glauben, dass gleich nach siegreich bestandenem Kampfe die Gütergemeinschaft wie durch einen Zauber eingeführt werden kann. Wir wissen, dass die Menschheit keine Sprünge macht, sondern nur Schritt für Schritt vorwärts geht. Wir können nicht über Nacht aus einer unharmonischen in eine harmonische Gesellschaft eingehen, es bedarf hierzu einer nach Umständen längeren oder kürzeren Übergangsperiode. Das Privateigentum kann nur nach und nach in gesellschaftliches Eigentum umgewandelt werden.“ Die Haupterkenntnis des Bundes nach zehn Jahren Debatte war: Nicht utopische Systeme, sondern nur eine wissenschaftliche Auffassung vom Kommunismus kann den Weg nach vorn weisen.

    Zweitens hatte es in Paris Moses Heß unternommen, mit einer Neufassung das Glaubensbekenntnis opportunistisch zu verstümmeln. Engels nahm das Papier Punkt für Punkt auseinander. Ergebnis: Er wurde mit der Neufassung einer Stellungnahme  zum Glaubensbekenntnis beauftragt. So entstanden die „Grundsätze des Kommunismus“ (MEW 4/361ff). Der Aufbau des Glaubensbekenntnisses als Katechismus blieb erhalten. Die Grundsätze waren durchgängig auf der Höhe der materialistischen Geschichtsauffassung und gingen in einigen Punkten über das „Manifest“ hinaus. Engels entwickelte z. B. die Idee der gesamtgesellschaftlichen Planung. Er bemerkte schließlich, dass die Katechismusform nicht zu fassen vermochte, was das Programm nun aussagte. An Marx schrieb er: „Ich glaube, wir tun am besten, wir lassen die Katechismusform weg und titulieren das Ding: Kommunistisches Manifest: Da darin mehr oder weniger Geschichte erzählt werden muß, passt die bisherige Form gar nicht.“ (MEW 27/107) Die Grundsätze hatten ein sehr große Bedeutung für die Endfassung des „Manifestes“, waren das bedeutendste Ergebnis der Programmdiskussion und seine direkte Vorstufe. Engels brachte auch ein ökonomisches und soziales Programm mit, das die 17 Forderungen der Kommunisten für Deutschland vorwegnahm.

    Vom 29. November bis zum 8. Dezember 1847 tagte in London der II. Kongreß des Bundes der Kommunisten, Präsident des Kongresses war wieder Karl Schapper. Beschlossen wurde ein stark verbessertes Statut und die Abfassung des „Kommunistischen Manifestes“. Aller Widerspruch und Zweifel wurden nach 10 Tagen ausführlicher Debatte endgültig beseitigt. Im Statut hieß es: „Der Zweck des Bundes ist der Sturz der Bourgeoisie, die Herrschaft des Proletariats, die Aufhebung der alten, auf Klassengegensätzen beruhenden bürgerlichen Gesellschaft und die Gründung einer neuen Gesellschaft ohne Klassen und ohne Privateigentum.“

    In der zweiten Dezemberhälfte 1847 schrieben Marx und Engels am „Manifest“. Sie hatten dazu sämtliche schriftlich vorliegenden Ergebnisse der Programmdiskussion des Bundes von der Zentralbehörde mitbekommen. Ende Dezember reiste Engels nach Paris und Marx vollendete im Januar 1848 die Niederschrift, er gab dem „Manifest“ die endgültige sprachliche Form. Februar 1848 erschien das „Manifest“, in das Marx und Engels gemäß des ihnen erteilten Auftrages alle vier Phasen der Programmdiskussion des Bundes entsprechend dem im Dezember 1847 erreichten Stand eingearbeitet haben. Die imFragenkatalog der Londoner Diskussion aufgenommen Fragen wurden im „Manifest“ als Einwürfe der Bourgeoisie gegen den Kommunismus bzw. die Kommunisten behandelt. Das „Manifest“ ist ein Dokument gemeinsamen Strebens und gegenseitiger Bereicherung von Theorie und Praxis.

    Hören wir zum Schluss den Kampfgefährten von Marx und Engels Friedrich Leßner. Er brachte das „Manifest“ zum Drucker und hat 1898 seine Erinnerungen unter dem Titel veröffentlicht „Vor 1848 und nachher. Erinnerungen eines alten Kommunisten“.

    Leßner schreibt: „Das erste Aufblitzen des kommunistischen Gedankens (gemeint ist Wilhelm Weitling – H.M.) hatte mich geblendet. Als ich aber Karl Marx im Jahre 1847 gehört und das ‚Kommunistische Manifest‘ gelesen und verstanden hatte, wurde es mir klar, dass Enthusiasmus und guter Wille einzelner Personen nicht genügten, eine Umgestaltung der menschlichen Gesellschaft herbeizuführen. In dem Momente, wo ich gelernt hatte, die wirtschaftliche Entwicklung als einen entscheidenden Faktor in der Menschheitsgeschichte zu würdigen, wurde ich nüchtern und klarblickend. Und was ich an Enthusiasmus und Phantasie verlor, gewann ich an Zielbewusstheit und Wissen.“ (Friedrich Leßner, Ich brachte das „Kommunistische Manifest“ zum Drucker, Dietz Verlag Berlin 1975, S. 45)

    Ich danke für die Aufmerksamkeit!

    Weiterführende Literatur

    Karl Marx, Friedrich Engels, Manifest der Kommunistischen Partei. Mit einem Anhang: Entwurf des Kommunistischen Glaubensbekenntnisses und Grundsätze des Kommunismus von Friedrich Engels, versehen mit einem ausführlichen Nachwort von Hans Kliem, Verlag Philipp Reclam jun. Leipzig 1985.

    Friedrich Engels, Zur Geschichte des „Bundes der Kommunisten“, MEW, Dietz Verlag Berlin 1962, Bd. 21, S. 206ff.

    Martin Hundt, Wie das „Manifest“ entstand, Dietz Verlag Berlin 1973 und 1985.

    Ders. (Hrsg.), Bund der Kommunisten 1836-1852, Studienbibliothek DDR-Geschichtswissenschaft, Band 9, Akademie-Verlag 1988.

    Waltraud Seidel-Höppner, Wilhelm Weitling der erste deutsche Theoretiker und Agitator des Kommunismus, Dietz Verlag Berlin 1961.

    Herweg Förder, Marx und Engels am Vorabend der Revolution, Akademie-Verlag Berlin 1960.

    Rudolf Herrnstadt, Die erste Verschwörung gegen das internationale Proletariat. Zur Geschichte des Kölner Kommunistenprozesses, Rütten&Loening, Berlin 1958.

    Der Bund der Kommunisten, Dokumente und Materialien, Berlin 1970, Band 1, 1836-1849

    Friedrich Leßner, Ich brachte das „Kommunistische Manifest“ zum Drucker, Dietz Verlag Berlin 1975.

  • Modul 5 – Das Kapital

    Modul 5 – Das Kapital

    Modul 5 – Das Kapital

    In Auseinandersetzung mit bürgerlichen und opportunistischen Kräften, die nach dem Scheitern der Revolution von 1848/49 wieder großen Einfluss auf die Arbeiterbewegung erlangt haben, widmet Marx seine Tätigkeit der Ausarbeitung einer ökonomischen Theorie des Kapitalismus, die der Arbeiterklasse als Werkzeug im Klassenkampf dienen soll. Das vorläufige Ergebnis seiner Arbeit stellt 1867 die Veröffentlichung des ersten Bands des Kapitals dar.

    Von Beginn an gibt es verschiedene Interpretationen und Versuche der Umdeutung des „Kapitals“. Insbesondere der revolutionäre Gehalt der Arbeitswerttheorie wird immer wieder angegriffen. Die Auseinandersetzung um die Lesart des Kapitals hält bis heute an.

    Juli 2025

    06.07.2025 – 10.08.2025

    Vorlesung 1: 06.07.2025
    Vorlesung 2: 20.07.2025

    Modulbeschreibung

    Das Hauptwerk von Karl Marx übt einen starken Einfluss auf die Arbeiterbewegung aus und legt ihr ein wichtiges Instrument in die Hände, da es den Mechanismus der kapitalistischen Ausbeutung aufdeckt und dadurch ermöglicht, jede Rechtfertigung oder Verschleierung dieser Ausbeutung zu bekämpfen.

    Marx enthüllt im „Kapital“ die Gesetzmäßigkeiten der kapitalistischen Produktionsweise und zeigt, dass sie sich in unlösbare Widersprüche verstrickt, die sich in massiven Krisen und der Notwendigkeit der verstärkten Ausbeutung manifestieren. Das Werk enthält sowohl theoretische Aspekte als auch historische Analysen, die untrennbar miteinander verbunden sind.

    In „Das Kapital“ fließen verschiedene Schriften von Marx zu einer umfassenden wissenschaftlichen Erklärung des Kapitalismus zusammen. Bereits während der Revolution von 1848/49 veröffentlicht Marx die Schrift „Lohnarbeit und Kapital“, in der er zum ersten Mal die Grundlage der Klassenherrschaft der Bourgeoisie erklärt. Das Verständnis der Arbeiter über ihre Lage in der Gesellschaft und im Produktionsprozess ist entscheidend, um den Bruch mit den opportunistischen bürgerlichen Kräften voranzutreiben und die Schaffung einer eigenständigen Partei des Proletariats zu fördern. Dies wird umso dringlicher, als mit der rasanten Entwicklung des Kapitalismus in den 50er Jahren das Proletariat sowie seine gewerkschaftliche Organisierung und seine Arbeitskämpfe eine immer zentralere Bedeutung gewinnen.

    In ständiger Auseinandersetzung mit bürgerlichen und opportunistischen Kräften, die nach dem Scheitern der Revolution von 1848/49 wieder großen Einfluss auf die Arbeiterbewegung erlangt haben, widmet Marx seine Haupttätigkeit der Ausarbeitung einer ökonomischen Theorie des Kapitalismus, die der Arbeiterklasse als Werkzeug im Klassenkampf dienen soll. Das vorläufige Ergebnis seiner Arbeit stellt 1867 die Veröffentlichung des ersten Bands des Kapitals dar. Ein zweiter und dritter Band sollen nach seinem Tod folgen.

    Die erste Hälfte des Moduls wird sich mit den wichtigsten Erkenntnissen aus dem „Kapital“ befassen, insbesondere damit, wie die Ausbeutung der Arbeiter funktioniert – die Mehrwerttheorie und das Gesetz der kapitalistischen Akkumulation. Wir wollen einen Blick auf Marx‘ Analyse der Entwicklung des Kapitalismus werfen- von der Manufaktur bis zur immer stärkeren Konzentration und Zentralisation des Kapitals in Riesenbetrieben. Im zweiten Teil werden wir den revolutionären Gehalt des Werks aus seiner Entstehungsgeschichte nachvollziehen, denn der Sieg der Arbeiterklasse über ihre Ausbeuter war die Motivation von Marx für die umfangreiche Analyse des Ausbeutersystems.

    Die Module sollen die Möglichkeit geben, die wichtigsten Erkenntnisse des Werks zu verstehen, ergänzt durch Sekundärliteratur.

    Von Beginn an gibt es verschiedene Interpretationen und auch Versuche der Umdeutung des „Kapitals“, insbesondere der revolutionäre Gehalt der Arbeitswerttheorie wird immer wieder angegriffen. Andere versuchen, aus den von Marx durch konkrete historische Untersuchungen entwickelten Begriffen ein abstraktes System zu erschaffen, das keinen historischen Bezug hat und diesen sogar ablehnt. Wieder andere streben danach, den revolutionären Inhalt zu entkernen und die Grundlage für den Reformismus zu legen. Die Auseinandersetzung um die Lesart des Kapitals hält bis heute an.

    Im zweiten Teil des Moduls werfen wir einen groben Blick auf die wichtigsten Auseinandersetzungen um die Arbeitswerttheorie und andere zentrale theoretische Erkenntnisse des Kapitals, bis hin zu der in „antideutschen“ Kreisen verbreiteten „Wertkritik“.

    Vorlesung

    Hier verlinken wir die Vorlesungen, sobald sie bei YouTube online ist.

    Hier verlinken wir die Skripte zu den Vorlesungen, sobald diese gehalten wurden.

    Vorlesung 1: 06.07.2025

    Vorlesung 2: 20.07.2025

    Literatur

    Woche 1: Ware und Arbeit

    Grundkurs

    Marx: „Das Kapital“; Erstes Buch, Erster Abschnitt, Ware und Geld; S. 49-62.

    Lehrbuch Politische Ökonomie, Kapitel 5; S. 63-79.

    Zusatz

    Marx: „Das Kapital“; Erstes Buch, Nachwort zur zweiten Auflage, S. 18-31.

    Woche 2: Die Verwandlung von Geld in Kapital

    Grundkurs

    Marx: „Das Kapital“; Erstes Buch, Zweiter Abschnitt, Viertes Kapitel, Punkt 1; Die allgemeine Formel des Kapitals; S.161-170.

    Marx: „Das Kapital“; Erstes Buch, Zweiter Abschnitt, Viertes Kapitel, Punkt 3; Kauf und Verkauf der Arbeitskraft; S.181-191.

    Lehrbuch Politische Ökonomie, Kapitel 8; S. 103-119.

    Zusatz

    Lohnarbeit und Kapital; Einleitung von Engels; S. 593-599.

    Woche 3: Mehrwert und Arbeitstag

    Grundkurs

    Marx: „Das Kapital“; Erstes Buch, Dritter Abschnitt, Fünftes Kapitel, Punkt 2; Verwertungsprozess; S.200-214.

    Marx: „Das Kapital“; Erstes Buch, Dritter Abschnitt, Achtes Kapitel, Punkt 1; Die Grenzen des Arbeitstags; S.245-249.

    Lehrbuch Politische Ökonomie, Kapitel 9; S. 120-135.

    Zusatz

    Marx: „Das Kapital“; Erstes Buch, Dritter Abschnitt, Zehntes Kapitel; S.331-340.

    Woche 4: Akkummulation des Kapitals

    Grundkurs

    Marx: „Das Kapital“; Erstes Buch, Siebenter Abschnitt, Dreiundzwangzigstes Kapitel, Punkt 4; Das allgemeine Gesetz der kap. Akkumulation; S.670-677.

    Marx: „Das Kapital“, Erstes Buch, SiebenterAbschnitt, Dreiundzwangzigstes Kapitel, Punkt 7; Die historische Tendenz der Akkumulation; S. 789-791.

    Lehrbuch Politische Ökonomie, Kapitel 10; S. 135-149.

    Woche 5: Wirtschaftskrisen und Nationaleinkommen
    und Kautskys Vorwort

    Grundkurs

    Lehrbuch Politische Ökonomie, Kapitel 16 und 17; S. 207-226.

    Zusatz

    Kautsky: Vorwort zur Volksausgabe des „Kapitals“, S. IX-XXXI.

    Zur Einordnung unserer Quellen empfehlen wir, den Hintergrundtext „Zur Literatur des Studiengangs“ zu lesen.

  • Modul 3 – Revolution und Konterrevolution

    Modul 3 – Revolution und Konterrevolution

    Modul 3 – Revolution und Konterrevolution

    Ganz Europa wird von einer Welle revolutionärer Erhebungen erfasst, beginnend im Februar 1848 in Paris. Für die Kommunisten stellt sich die Frage, ob sie innerhalb der Arbeiterklasse darauf hinwirken sollen, dass diese an der Revolution der Bourgeoisie für bürgerliche Freiheiten und Rechte vorantreibt oder ob sie sich für einen eigenen politisch und organisatorisch unabhängigen Pol einsetzen, der die Befreiung der Arbeiterklasse in den Mittelpunkt der Forderungen stellt.

    Wie sollten sich die Arbeiter zu fortschrittlichen politischen Bewegungen verhalten, bei denen sie selbst nicht die Führung innehaben? Was bedeutet es, einen Aufstand erfolgreich zu Ende zu bringen, und was sind die unmittelbaren Aufgaben einer Revolutionsregierung?

    Mai 2025

    11.05.2025 – 07.06.2025

    Vorlesung: 11.05.2025

    Modulbeschreibung

    Ganz Europa wird von einer Welle revolutionärer Erhebungen erfasst, beginnend im Februar 1848 in Paris. Für die Kommunisten stellt sich die Frage, ob sie innerhalb der Arbeiterklasse darauf hinwirken sollen, dass diese an der Revolution der Bourgeoisie für bürgerliche Freiheiten und Rechte teilnimmt und diese vorantreibt, oder ob sie sich für einen eigenen politisch und organisatorisch unabhängigen Pol einsetzen, der die Befreiung der Arbeiterklasse in den Mittelpunkt der Forderungen stellt. Marx und Engels setzen sich für die erstere Position ein und legen ihre Analyse und Programmatik ausführlich, unter anderem im Manifest der Kommunistischen Partei und in den 17 Forderungen des Bundes der Kommunisten, dar.

    Bereits nach wenigen Wochen, und endgültig 1849, setzt sich die feudale Reaktion mit ihrer Hauptstütze Preußen gegen die revolutionäre Erhebung durch, da die Bourgeoisie ihrer Führungsrolle in den Kämpfen nicht gerecht wird und sich stattdessen in den entscheidenden Momenten zögerlich und kompromissbereit gegenüber den Fürsten und Königen zeigt. Die deutschen Volksmassen müssen einen hohen Preis für die Niederlage zahlen, während die deutsche Bourgeoisie vorerst am Katzentisch der Geschichte bleibt.

    In dieser Phase der Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung ist die Frage nach den richtigen Forderungen und Bündnispartnern in einer Zeit der Schwäche und Unterentwicklung des Proletariats von praktischer Bedeutung. Wir wollen lernen, wie in dieser zugespitzten Situation für die eine oder andere Richtung der Arbeiterklasse und der Kommunisten in der Revolution argumentiert wurde und wie die Entscheidungen im Nachgang bewertet wurden. Es geht dabei um die objektiven und subjektiven Bedingungen für eine Revolution. Diese Phase ist besonders relevant für Fragen wie: Wie sollten sich die Arbeiter zu fortschrittlichen politischen Bewegungen verhalten, bei denen sie selbst nicht die Führung innehaben? Wie ist das Verhältnis von parlamentarischem und außerparlamentarischem Kampf zu verstehen? Was bedeutet es, einen Aufstand erfolgreich zu Ende zu bringen, und was sind die unmittelbaren Aufgaben einer Revolutionsregierung? Marx und Engels reflektieren umfassend die Lehren aus den gescheiterten Revolutionen in Deutschland und Frankreich. Schlüsselwerke in diesem Kontext sind Engels‘ „Revolution und Konterrevolution“ und Marx‘ „Der achtzehnte Brumaire des Louis Bonaparte“. Die Erfahrungen aus diesen beiden Ländern bilden im weiteren Verlauf der Geschichte der Arbeiterbewegung das Fundament für die Revolutionstheorie.

    Vorlesung

    Vorlesung: 11.05.2025

    Hier verlinken wir das Skript zur Vorlesung, sobald die Vorlesung gehalten wurde.

    Literatur

    Woche 1: Die Lage der Klassen 1848 in Deutschland und die Forderungen der Kommunisten bei Ausbruch der Revolution

    Grundkurs

    Autorenkollektiv (1966):Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung, Band 1. Institut für Marxismus-Leninismus beim Zentralkomitee der SED (Hg.). Dietz Verlag, Berlin: S. 85-106.

    Marx, Karl/Engels, Friedrich(1848):Forderungen der kommunistischen Partei in Deutschland, in: Marx, Karl/Engels, Friedrich (Hg.), Werke, Band 5. Dietz Verlag, Berlin, 1959: S. 3-5.

    Zusatz

    Engels, Friedrich(1847):Der Status Quo in Deutschland, in: Marx, Karl/Engels,Friedrich (Hg.), Werke, Band 4.Dietz Verlag, Berlin, 1959: S. 40-57.

    Woche 2: Die Organisierung der Arbeiterklasse und (inter-)nationale Fragen

    Grundkurs

    Autorenkollektiv (1966): Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung, Band 1. Institut für Marxismus-Leninismus beim Zentralkomitee der SED (Hg.). Dietz Verlag,Berlin: S. 107-131.

    Zusatz

    Marx, Karl/ Engels,Friedrich(1850):Ansprache der Zentralbehörde an den Bund vom März 1850, in: Marx, Karl/ Engels,Friedrich(Hg.), Werke, Band 7. Dietz Verlag, Berlin, 1959: S. 244-254.

    Woche 3: „Der Achtzehnte Brumaire des Louis Bonaparte“ und Bonapartismus

    Grundkurs

    Marx, Karl (1852): Der achtzehnte Brumaire des Louis Bonaparte, in: Marx, Karl/Engels,Friedrich, Werke, Band 8. Dietz Verlag, Berlin, 1959: S. 111-207.

    Woche 4: Abwehrkämpfe und Konterrevolution

    Grundkurs

    Autorenkollektiv(1966): Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung, Band 1. Institut für Marxismus-Leninismus beim Zentralkomitee der SED (Hg.). Dietz Verlag, Berlin: S. 131-168.

    Zusatz

    Engels,Friedrich(1895): Einleitung zur Ausgabe 1895 von„Die Klassenkämpfe in Frank-reich 1848 bis 1850″, in: Marx, Karl/Engels,Friedrich, Werke, Band 7. Dietz Verlag, Berlin, 1959: S. 511-527.

    Marx, Karl (1849): Die standrechtliche Beseitigung der „Neuen Rheinischen Zeitung“, in: Marx, Karl/Engels, Friedrich, Werke, Band 7. Dietz Verlag, Berlin, 1959: S. 503-506. [Leitartikel von Karl Marx aus der letzten Ausgabe der Neuen Rheinischen Zeitung nachdem 16. Mai 1849 übermittelten, faktischen Verbot der Zeitung durch die preußischen Behörden.]

    Zur Einordnung unserer Quellen empfehlen wir, den Hintergrundtext „Zur Literatur des Studiengangs“ zu lesen.